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Erhöhen Magensäureblocker das Migränerisiko?

Erhöhen Magensäureblocker das Migränerisiko? Erhöhen Magensäureblocker das Migränerisiko? Fotolia #80431110 ©pathdoc
Nutzer von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) haben möglicherweise ein um 70 % erhöhtes Risiko für starke Kopfschmerzen oder Migräne. Darauf deutet eine aktuelle Studie, die untersucht hat, inwieweit die Einnahme von PPI mit einem erhöhten Risiko für starke Kopfschmerzen assoziiert ist. Es könnte einen Zusammenhang mit dem Magnesiumstoffwechsel geben, was aber in der Studie für PPI nicht bestätigt wurde.


Wir haben bereits mehrfach darüber berichtet, dass ein Zusammenhang zwischen einer langfristigen und unsachgemäßen Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und einem erhöhten Risiko für Osteoporose- und Frakturen, Pneumonien, Demenz, Herzinfarkte, Darminfektionen oder einem Vitamin B12- und Magnesium-Mangel sowie einer akuten interstitiellen Nephritis diskutiert wird.

Auch Kopfschmerzen zählen zu den häufigen Nebenwirkungen bei der Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und Migräne wird ebenfalls zunehmend als mögliche unerwünschte Folge der PPI-Einnahme diskutiert. Eine aktuelle Studie untersuchte daher nun den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Migräne und schweren Kopfschmerzen und der Verwendung von magensäuresenkende Medikamenten, wobei nicht nur PPIs, sondern auch H2-Rezeptorantagonisten (H2RAs) und Antazida bewertet wurden. Das Risiko von PPIs wurde mit dem von H2RAs verglichen und eine mögliche Abschwächung durch eine Magnesiumzufuhr untersucht, da der Magnesiumspiegel durch eine säuresuppressive Therapie beeinflusst wird.

Für die Querschnittsanalyse wurden Daten von 11 818 Erwachsenen aus dem National Health and Nutrition Examination Survey 1999-2004 verwendet, einer regelmäßig in den USA durchgeführten Befragung zu Ernährung und Gesundheit. Die Verwendung einer säuresuppressiven Therapie wurde anhand von Selbstauskünften in Form von Fragebögen ermittelt und durch eine Überprüfung der Produktverpackung bestätigt. Die Magnesiumzufuhr über die Nahrung wurde anhand eines 24-Stunden-Interviews ermittelt. Die Daten wurden dann für verschiedene Parameter wie Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit adjustiert.

Die Auswertung zeigte ein signifikant häufigeres Auftreten von schweren Kopfschmerzen und Migräneattacken bei Personen, die in den letzten 30 Tagen Säureblocker eingenommen hatten. Wobei jede Art der magensäuresenkenden Therapien mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von Migräne oder schweren Kopfschmerzen einherging: Bei der Anwendung von PPIs war das Risiko um 70 %, bei H2RAs um 40 % und generischen Antazida um 30 % erhöht.

Als mögliche Ursache für diesen Zusammenhang wurde eine Beeinflussung des Magnesiumstoffwechsels durch die Säureblocker-Einnahme angenommen. Daher untersuchten die Wissenschaftler*innen zusätzlich, ob eine hohe Magnesiumzufuhr die negativen Effekte der Säureblocker aufhebt. Bei den Teilnehmer*innen, die PPI einnahmen und zusätzlich eine hohe Magnesiumzufuhr hatten, zeigte sich jedoch kein Unterschied in der Kopfschmerzhäufigkeit im Vergleich zu den Teilnehmenden mit niedriger Magnesiumzufuhr. Dieser Zusammenhang konnte jedoch bei den Teilnehmer*innen, die H2-Rezeptorantagonisten einnahmen, beobachtet werden.

Wie bei allen Beobachtungsstudien kann auch diese nur Hinweise für nachfolgende prospektive Studien liefern und keine Ursache-Folge-Wirkung (Kausalität) belegen. Deshalb fordern die Autoren auch weitere Forschungen, um zu klinisch verwertbaren Erkenntnissen zu kommen.

Originalpublikation
Slavin M et al. Use of Acid-Suppression Therapy and Odds of Migraine and Severe Headache in the National Health and Nutrition Examination Survey. Neurol Clin Pract. 2024 Jun. doi: 10.1212/CPJ.0000000000200302

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