Fasten ist auch mit Typ-1-Diabetes mellitus möglich
Fasten ist auch mit Typ-1-Diabetes mellitus möglich
Bisher galt, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes nicht fasten sollen. Doch nun zeigt eine neue Studie, dass Typ-1-Diabetiker sehr wohl fassen können. Die Studie wurde mit dem Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin ausgezeichnet, der mit 5000 Euro dotiert ist.
Fasten wird in zahlreichen Kulturen und Religionen praktiziert und ist aus der modernen Naturheilkunde nicht mehr wegzudenken. Denn für die therapeutische Intervention konnte eine Vielzahl von positiven Wirkungen nachgewiesen werden. Menschen mit Typ-1-Diabetes wurde bisher allerdings wegen der komplizierten Steuerung des Insulin-Haushalts vom Fasten abgeraten. Nur wenige Therapeut*innen und Ärzt*innen sind bereit, Menschen mit Typ-1-Diabetes während des Fastens zu betreuen.
Die Preisträgerin Dr. Bettina Berger und ihre Arbeitsgruppe haben hier einen ersten Schritt gewagt. Sie haben in einer Studie die Machbarkeit, die positiven Auswirkungen und auch fastenbedingte Nebenwirkungen untersucht. Dazu fasteten 20 Personen mit Diabetes Typ 1 und eine Referenzgruppe von 10 Personen ohne Diabetes sieben Tage nach dem Buchinger-Programm. Das Buchinger Fasten ist eine leitlinienbasierte multimodale Intervention, und umfasst neben der Einnahme von Flüssigkeiten wie Brühe, Gemüsesaft, Wasser und Tee auch Bewegung, ressourcenorientiertes Training und Achtsamkeit. Selbstverständlich wurden die Insulindosierung an das Fasten angepasst und alle Werte regelmäßig kontrolliert.
Die Ergebnisse: Die Blutzuckerwerte sind überwiegend im Zielbereich geblieben; es gab keine schweren Hypo- oder Hyperglykämien. Signifikant verbessert haben sich sowohl direkt nach dem Fasten als auch in einer Nacherhebung das Gewicht und der Body-Mass-Index (BMI). In der qualitativen Befragung vier Monate nach der Intervention konnten neben den physischen Verbesserungen deutliche Änderungen im Diabetes-Management festgestellt werden. Es zeigte sich eine gesteigerte Flexibilität im Umgang mit Essensvorschriften und die Entwicklung der Fähigkeit zum intermittierenden Fasten.
Die Jury wählte die Studie aus, weil sie diese Untersuchung der komplexen Fastenintervention für einen wichtigen Meilenstein in der zukünftigen Behandlung auch von Typ-1-Diabetiker*innen hält. Die Studie würde die Sicherheit und der Nutzen von Fasten gut belegen.
Der Holzschuh-Preis für Komplementärmedizin wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 5000 Euro dotiert. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige, von der Hufelandgesellschaft und der Holzschuh-Stiftung zusammengestellte Jury. Bewertet werden dabei unter anderem das Studiendesign und die Qualität der Ergebnisse sowie die Relevanz für die Komplementärmedizin.
Originalpublikation
Bettina Berger et al (2021): Seven-day fasting as a multimodal complex intervention for adults with type 1 diabetes: Feasibility, benefit and safety in a controlled pilot study. Nutrition 2021; 86: 111169.Quelle: idw-online.de