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Zwei neue Studien zum Intervallfasten erschienen

Zwei neue Studien zum Intervallfasten erschienen Zwei neue Studien zum Intervallfasten erschienen Fotolia #192912628 ©sewcream
Intermittierendes Fasten erfreut sich wachsender Beliebtheit, weil es als einfache und flexible Methode zum Abnehmen gilt. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit dem Thema. Aktuell sind zwei neue Studien erschienen, die den gesundheitlichen Nutzen untersucht haben. Sie zeigen, dass Intervallfasten ohne Kalorienreduktion zwar die Stoffwechselgesundheit nicht verbessert, aber die innere Uhr verschiebt. Außerdem verändert der Zeitpunkt des Essens das Lipidprofil bei intermittierendem Fasten.


Time-Restricted Eating (TRE) ist eine Form des Intervallfastens, die durch ein tägliches Essensfenster von maximal zehn Stunden und eine Fastenperiode von mindestens 14 Stunden gekennzeichnet ist. TRE wird als einfache Ernährungsmethode zur Kontrolle des Körpergewichts und zur Verbesserung der Stoffwechselgesundheit immer beliebter. TRE-Studien am Menschen haben zahlreiche positive kardiometabolische Effekte aufgezeigt, wie z. B. verbesserte Insulinsensitivität, Glukose-, Triglycerid- und Cholesterinkonzentrationen sowie eine moderate Reduktion des Körpergewichts und des Körperfetts. Demzufolge gilt TRE als vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung von Insulinresistenz und Diabetes.

Die Ergebnisse bisheriger TRE-Studien sind jedoch teilweise widersprüchlich und konnten bislang nicht klären, ob die Stoffwechselverbesserungen durch die Beschränkung der täglichen Essenszeit selbst, durch die damit einhergehende Kalorienrestriktion oder durch die Kombination beider Faktoren hervorgerufen werden. Tatsächlich wurden in den meisten Studien die Energiezufuhr oder andere potenzielle Störfaktoren nicht sorgfältig überwacht.


Intervallfasten ohne Kalorienreduktion verbessert nicht die Stoffwechselgesundheit, verschiebt aber die innere Uhr

Daher hat Prof. Olga Ramich, Leiterin der Abteilung Molekularer Stoffwechsel und Präzisionsernährung am DIfE und Professorin an der Charité - Universitätsmedizin Berlin, mit ihrem Team in der ChronoFast-Studie untersucht, ob ein achtstündiges Essenszeitfenster die Insulinsensitivität und andere kardiometabolische Parameter in einer engmaschig kontrollierten isokalorischen Umgebung verbessern kann [1].

Dafür untersuchten die Wissenschaftler*innen in einem randomisierten Crossover-Design insgesamt 31 Frauen mit Übergewicht oder Adipositas. Über jeweils zwei Wochen nahmen die Teilnehmerinnen ihre gewohnten Mahlzeiten entweder früh, zwischen 8:00 und 16:00 Uhr (eTRE), oder spät, zwischen 13:00 und 21:00 Uhr (lTRE), ein. Die Kalorien- und Nährstoffzusammensetzung blieben dabei nahezu gleich (isokalorisch).

Im Rahmen von vier Visiten wurden Blutproben gesammelt und ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt, um den Einfluss von TRE auf den Glukose- und Fettstoffwechsel sowie andere Stoffwechselmarker zu untersuchen. Innerhalb der Ernährungsphasen wurde mithilfe der kontinuierlichen Glukosemessung der 24-stündige Glukosespiegel bei zeitgleicher Ernährungsdokumentation beobachtet und die körperliche Aktivität mittels einem Bewegungssensor kontrolliert. In isolierten Blutzellen untersuchten die DIfE-Forschenden in Kooperation mit Prof. Achim Kramer von der Charité – Universitätsmedizin Berlin zudem die innere Uhr.

Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, die positive Effekte von TRE nahelegten, zeigt die ChronoFast-Studie keine klinisch relevanten Veränderungen der Insulinsensitivität, des Blutzuckerspiegels, der Blutfette oder Entzündungsmarker, zumindest nach dieser kurzen zweiwöchigen Intervention. Ihre Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die gesundheitlichen Vorteile früherer Studien vor allem durch eine unbeabsichtigte Kalorienreduktion entstanden sind, aber nicht durch die verkürzte Essenszeit selbst, schlussfolgern die Studienautor*innen.

Obwohl bei den Teilnehmerinnen keine bedeutsamen metabolischen Verbesserungen festgestellt wurden, zeigte sich, dass zeitbeschränktes Essen die zirkadiane Phase in Blutzellen und die Schlafzeiten beeinflusste. So war die innere Uhr nach der ITRE-Intervention verglichen zur eTRE-Intervention durchschnittlich 40 Minuten nach hinten verschoben und die Teilnehmerinnen, die der ITRE-Intervention folgten, gingen später zu Bett und wachten später auf. Das Timing der Nahrungsaufnahme wirke als Zeitgeber für unsere biologischen Rhythmen, so die Forschenden

Die Ergebnisse unterstreichen, dass die Kalorienreduktion eine zentrale Rolle für die gesundheitlichen Vorteile von intermittierendem Fasten spielt.


Zeitpunkt des Essens verändert Lipidprofil bei intermittierendem Fasten

Bislang war unklar, ob es für den Fettstoffwechsel bei intermittierendem Fasten eine Rolle spielt, wann innerhalb des Tagesverlaufs die Nahrungsaufnahme stattfindet. Das Forscherteam hat auch dies im Rahmen der ChronoFast-Studie untersucht. Sie kommen zu dem Ergebnis: Wer früher am Tag isst, verändert im Vergleich zu einem späteren Essenszeitfenster und bei gleicher Kalorienzufuhr und der Nährstoffzusammensetzung seinen Fettstoffwechsel messbar.

Die Forschenden analysierten mit modernster Lipidomik (= umfassende Analyse aller Lipide in biologischen Systemen wie Zellen, Geweben oder Körperflüssigkeiten) über 300 Lipide und lipidähnliche Moleküle im Blutplasma. Ihr Ergebnis: Nur beim frühen Essen (eTRE) kam es zu signifikanten Veränderungen des Lipidstoffwechsels. Das heißt, frühes Essen – also im Einklang mit den internen zirkadianen Rhythmen – führt zu messbaren Veränderungen im Lipidprofil und der Enzymaktivität, während spätes Essen diesen Effekt nicht zeigt. Insgesamt nahm die Konzentration von 103 Lipidarten ab. Das galt insbesondere für Ceramide und Phosphatidylcholine – Verbindungen, die bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle spielen. Auch die Aktivität bestimmter Enzyme des Lipid-Stoffwechsels veränderte sich beim eTRE deutlich.

Um zu verstehen, wie es zu solchen Effekten kommt, untersuchten die Forschenden die Genaktivität (Transkriptom) im Unterhautfettgewebe der Studienteilnehmerinnen. Sie fanden deutliche Unterschiede zwischen frühem und spätem Essen. Besonders betroffen war der Glycerophospholipid-Stoffwechselweg, ein zentraler Prozess zum Aufbau von Zellmembranen und zur Regulation von Entzündungen.

Anhand einer kombinierten Auswertung der Lipidom- und Transkriptomdaten mit identifizierten die Forschenden drei Gene, deren Aktivität sich je nach Essenszeit unterschiedlich veränderte. Diese Gene kodieren die Enzyme, die Fettsäuren aus Phospholipiden freisetzen und damit wichtige Umbauprozesse im Fettgewebe steuern.

Die Forschenden resümieren, dass sich zwischen frühem und spätem Essen beim intermittierenden Fasten zwar keine großen Unterschiede in klassischen Bluttest-Parametern wie Cholesterin oder Triglyzeriden zeigten – wohl aber auf molekularer Ebene.


Originalpublikationen

  1. Peters B, Schwarz J, Schuppelius B et al. Intended isocaloric time-restricted eating shifts circadian clocks but does not improve cardiometabolic health in women with overweight. Sci. Transl. Med 2025; 17(822): eadv6787 [Open Access]
  2. Szekely K, Gerl MJ, et al. Impact of Intended Isocaloric Early versus Late Time-Restricted Eating on Plasma Lipidome in Women with Overweight or Obesity: Secondary Analysis of the ChronoFast Trial. Adv. Sci 2025; e07149 [Open Access]
Pressemitteilungen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) e.V. vom 4.11.2025 und 12.11.2025
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