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Krank zur Arbeit: Warum Präsentismus wochenlang erschöpft

Krank zur Arbeit: Warum Präsentismus wochenlang erschöpft Krank zur Arbeit: Warum Präsentismus wochenlang erschöpft Fotolia #80431110 ©pathdoc
Eine aktuelle Studie zeigt: Wer häufiger krank arbeitet, entwickelt eher eine dauerhafte Müdigkeit und gerät leichter in eine Spirale aus Überforderung. Die Forschenden betonen deshalb, dass Ausruhen bei Krankheit wichtig ist – sowohl für die Gesundheit der Beschäftigten, als auch für die langfristige Leistungsfähigkeit von Betrieben.


Viele Beschäftigte kennen die Situation, krank zur Arbeit zu gehen, weil dringende Termine anstehen oder sie ihr Team nicht hängen lassen möchten. Doch dieses Verhalten, bekannt als „Präsentismus“, hat Folgen: Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Chemnitz, der Universität Groningen und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zeigt, dass die Erschöpfung, die mit dem Arbeiten trotz gesundheitlicher Beschwerden einhergeht, deutlich länger anhält, als bisher angenommen.


Arbeiten trotz Krankheit – eine unterschätzte Belastung

Im Rahmen einer wöchentlichen Tagebuchstudie wurden 123 Berufstätige über einen Zeitraum von bis zu 16 Wochen begleitet. Die Teilnehmenden berichteten regelmäßig, ob sie trotz Krankheit gearbeitet hatten und wie erschöpft sie sich fühlten.

Das Ergebnis: In den Wochen, in denen Beschäftigte krank zur Arbeit gingen, stieg das Erschöpfungsniveau deutlich an – und blieb auch in den darauffolgenden Wochen erhöht. Die Daten zeigen, dass sich Erschöpfung nach solchen Phasen nur langsam über mehrere Wochen hinweg abbaut.


Gefahr einer Spirale aus Überforderung und dauerhafter Erschöpfung

Etwa zwei Drittel der Teilnehmenden berichteten von mindestens einer Episode von Präsentismus während des Untersuchungszeitraums. Einige von ihnen gaben an, mehrfach krank gearbeitet zu haben. Auffällig ist: Je häufiger Menschen krank arbeiten, desto stärker häufen sich Anzeichen chronischer Müdigkeit. Wer Präsentismus regelmäßig zeigt, läuft Gefahr, in eine Spirale aus Überforderung und dauerhafter Erschöpfung zu geraten“, warnen die Studienautor*innen.Um sicherzustellen, dass die beobachteten Effekte tatsächlich auf das Arbeiten trotz Krankheit zurückzuführen sind, berücksichtigten die Forschenden in ihren Analysen auch Faktoren wie Krankheitssymptome, Arbeitsbelastung und Zeitdruck. Die Erschöpfung sei also nicht einfach eine Folge der Krankheit selbst, sondern vor allem eine Folge des Verhaltens, trotzdem weiterzuarbeiten, betonen die Forschenden.


Relevanz für Betriebe und Beschäftigte

Präsentismus können aus Sicht der Beschäftigten kurzfristig pragmatisch erscheinen, führe aber mittelfristig zu Leistungsabfall und höheren Belastungskosten, resümieren die Wissenschaftler*innen. Betriebe sollten deshalb Beschäftigte aktiv dazu ermutigen, sich bei Krankheit auszukurieren. So ließe sich nicht nur eine Ansteckung vermeiden, sondern insbesondere die mittelfristigen Folgekosten im Sinne einer verringerten Leistungsfähigkeit. Auch für die Beschäftigten selbst sei die Botschaft klar: Ausruhen ist keine Schwäche, sondern eine Investition in nachhaltige Leistungsfähigkeit.


Originalpublikation

Dietz C, Weigelt O, Meyer B, Syrek C. It’s getting kind of heavy – Linking episodes of sickness presence to changes in fatigue over time. Journal of Occupational Health Psychology 2025, 30(5:, 309–330

Quelle: Pressemitteilung der Technischen Universität Chemnitz vom 7.11.2025
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