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Stockholm-Deklaration: Aufruf zur Reform der Wissenschaftspublikationen

Stockholm-Deklaration: Aufruf zur Reform der Wissenschaftspublikationen Stockholm-Deklaration: Aufruf zur Reform der Wissenschaftspublikationen AdobeStock #323716394 ©Christian Horz
Das akademische Verlagswesen befindet sich in einer Krise – Paywalls, Raubzeitschriften und Paper Mills untergraben das Vertrauen in die Wissenschaft. Die Stockholmer Erklärung fordert Reformen zum Schutz der akademischen Freiheit und Integrität.


In den letzten Jahren gibt es eine steigende Zahl gefälschter oder qualitativ fragwürdiger Publikationen, u.a. durch Paper Mills und KI-generierte „Fake-Science“. Die Integrität wissenschaftlicher Publikationen ist damit bedroht. Außerdem ist das gegenwärtige Publikationssystem von kommerziellen Verlagen dominiert, was aus Sicht der Initiatoren der Deklaration auch den Zugang zu Forschung einschränkt.

Die „Stockholm Declaration“ entstand auf einer Konferenz der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften (Royal Swedish Academy of Sciences) im Juni 2025. Sie wurde von den Wissenschaftlern Bernhard Sabel (Universität Magdeburg) und Dan Larhammar (Universität Uppsala) initiiert. Darin fordern sie eine grundlegende Reform des wissenschaftlichen Publizierens. Sie formulieren vier wesentliche Prinzipien bzw. Kernforderungen.

1. Akademische Kontrolle zurückgewinnen
  • Wissenschaftliche Gemeinschaft soll wieder weitgehend die Kontrolle über das Publizieren übernehmen.
  • Förderung gemeinnütziger, nicht-profitorientierter Publikationsmodelle, z. B. „Diamond Open Access“
  • Autor*innen sollen ihre Verwertungsrechte behalten

2. Qualität vor Quantität
  • Anreizsysteme in der Wissenschaft sollen weg von quantitativen Faktoren (z. B. Zahl der Publikationen, Impact-Faktor) hin zu inhaltlicher Qualität, Originalität und sozialer Relevanz verändert werden
  • Peer-Review, Begutachtung und methodische Strenge sollen wieder stärker gewürdigt werden, nicht nur Publikationszahlen.

3. Unabhängige Fälschungserkennung
  • Einrichtung von Mechanismen zur Erkennung und Prävention gefälschter Publikationen, die unabhängig von kommerziellen Verlagen sind.
  • Aufbau von Institutionen oder Gremien, die systematisch „Red Flags“ identifizieren, betrügerische Papiere dokumentieren und überwachen.

4. Regulierung, Politik und Gesetzgebung
  • Schaffung von gesetzlichen oder politischen Rahmenbedingungen, um die Integrität im wissenschaftlichen Publizieren zu schützen.
  • Empfehlungen für Regierungen, Förderorganisationen und Hochschulen: Transparenz, Rechenschaft und klare Regeln einführen.


Die Maßnahmen sollen laut Deklaration dazu beitragen, den Vertrauensverlust in die Wissenschaft einzudämmen. Wenn gefälschte Papiere offengelegt und verhindert werden, würde das dazu führen, dass der wissenschaftliche Diskurs wieder robuster sei. Ein freier Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, z. B. mithilfe „Diamond Open Access“ würde ferner den globalen Zugang zu Wissen fördern, insbesondere für Forschende aus weniger privilegierten Institutionen oder Ländern. Offen bleibt, wie dies finanziert und reguliert werden kann.

Hier geht es zur Deklaration: https://sciii-it.org/stockholm-declaration/
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