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75 Prozent der Erwachsenen verstehen Gesundheitsinformationen nicht

75 Prozent der Erwachsenen verstehen Gesundheitsinformationen nicht 75 Prozent der Erwachsenen verstehen Gesundheitsinformationen nicht Fotolia #203292470 ©gearstd
ine Mehrheit der Menschen in Deutschland hat Probleme im Umgang mit Gesundheitsinformationen. Das zeigt eine repräsentative Studie der Technischen Universität München (TUM). Die Daten zeigen eine Verschlechterung um mehr als 20 Prozent im Vergleich zu 2014. Die Defizite zeigten sich besonders bei Jüngeren. Bildung, Einkommen und Migrationsgeschichte hatten dagegen keinen Einfluss auf die Gesundheitskompetenz.


Die Studie der TUM und des WHO Collaborating Centre for Health Literacy in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Apotheken Umschau zeigt, dass mittlerweile rund 75 Prozent der Erwachsenen erhebliche Schwierigkeiten beim Umgang mit Gesundheitsinformationen haben. Die Befragten hatten dabei Probleme, Informationen zu Themen wie Behandlungen von Krankheiten oder Prävention gezielt zu finden, richtig zu verstehen, kritisch zu bewerten und korrekt anzuwenden.


Situation stetig verschlechtert

Der Vergleich mit früheren Daten zeigt einen dramatischen Abwärtstrend. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Lag der Anteil der Menschen mit unzureichender Gesundheitskompetenz 2014 noch bei 54,3 Prozent, stieg er bis 2020 auf 64,2 Prozent. In den letzten vier Jahren verschlechterte sich die Situation nochmals deutlich um weitere knapp 12 Prozentpunkte auf nunmehr 75,8 Prozent im Jahr 2024. Damit hapert es nicht nur bei Entscheidungen, die die eigene Gesundheit betreffen oder die von engen Familienangehörigen wie den eigenen Kindern, sondern auch bei der Orientierung im Gesundheitssystem und der Inanspruchnahme von Leistungen.

Die bundesweit repräsentative, von Juli bis August 2024 durchgeführte Befragung von 2.000 Personen ab 18 Jahren zeigt überdies einen signifikanten Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz, Lebensalter und Wohnort. So haben die über-60-Jährigen eine bedeutend bessere Kompetenz als jüngere Gruppen. Zudem schneiden Menschen in den ostdeutschen Bundesländern besser ab als in den westdeutschen. Anders als in früheren Studien und weithin angenommen, zeigt sich dagegen kein Unterschied bei den Faktoren Bildung, Migrationsgeschichte, Einkommen und Geschlecht.


Jährlich bis zu 24 Milliarden Euro Mehrkosten

Die mangelhafte Gesundheitskompetenz hat weitreichende Auswirkungen. Menschen mit einer geringen Gesundheitskompetenz sind häufiger und länger krank, nehmen häufiger Notfalldienste in Anspruch, werden öfter im Krankenhaus behandelt und folgen Behandlungsempfehlungen seltener. Das belastet das Gesundheitssystem zusätzlich und verursacht vermeidbare Kosten. Laut WHO-Schätzungen belaufen sich die Folgekosten mangelnder Gesundheitskompetenz auf drei bis fünf Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen, was bezogen auf das Jahr 2022 in Deutschland bis zu 24 Milliarden Euro bedeutet. So würde eine verbesserte Gesundheitskompetenz nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen steigern, sondern auch die Effizienz des Gesundheitssystems erhöhen. Grundlage dafür sind einfache, verständliche und verlässliche Gesundheitsinformationen.

Die dringendsten Aufgaben haben die Studienmacher in zehn Punkten zusammengefasst. Die Forderungen werden von einem breiten Bündnis von mehr als 30 Organisationen aus der institutionellen und gesellschaftlichen Ebene des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystems unterstützt.

Die Forderungen im Einzelnen:

  1. Gesundheitsbildung früh in Kindergarten und Schule verankern
  2. Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen stärken
  3. An Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel und Influencer-Marketing einschränken
  4. Gesundheitsprofessionen in modernen Kommunikationstechniken schulen
  5. Digitale Gesundheitskompetenz aller Bürger*innen fördern, um Zugang zu elektronischen Patientenakte und anderen digitalen Angeboten zu verbessern
  6. Aufbau eines Lotsensystems und barrierearme Kommunikation für bessere Orientierung im Gesundheitswesen
  7. Organisationale Gesundheitskompetenz in Gesundheitseinrichtungen ausbauen
  8. Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz fördern
  9. Psychische Gesundheitskompetenz durch öffentliche Kampagnen stärken
  10. "Health Literacy in all Policies" – Gesundheitskompetenz in allen Politikbereichen verankern


Publikation
Die Publikation „10 Jahre Gesundheitskompetenz: Große Lücken mit dramatischen Folgen. 10 Forderungen an die Politik“ steht als PDF unter www.a-u.de/impact-gesundheitskompetenz kostenfrei zur Verfügung. 

Quelle: Technische Universität München
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