Morgenkaffee: Indikator für ein längeres Leben?
Morgenkaffee: Indikator für ein längeres Leben?
Menschen, die morgens Kaffee trinken, haben ein geringeres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, und ein geringeres Gesamtsterberisiko im Vergleich zu Kaffeetrinkern, die den ganzen Tag über Kaffee trinken. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor.
Bisherige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Kaffeetrinken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht erhöht und das Risiko für einige chronische Krankheiten, wie Typ-2-Diabetes, zu senken scheint. Angesichts der Auswirkungen, die Koffein auf unseren Körper hat, wollten die US-amerikanischen Forscher*innen herausfinden, ob die Tageszeit, zu der Kaffee getrunken wird, Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit hat.
An der Studie [1] nahmen 40.725 Erwachsene zwischen 1999 und 2018 des US-amerikanischen National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) teil. Im Rahmen dieser Studie wurden die Teilnehmer zu allen Nahrungsmitteln und Getränken befragt, die sie an mindestens einem Tag konsumierten, einschließlich der Frage, ob, wie viel und wann sie Kaffee tranken. Die Studie umfasste auch eine Untergruppe von 1.463 Personen, die gebeten wurden, eine Woche lang ein detailliertes Essens- und Getränketagebuch zu führen. Die Forscher verknüpften diese Informationen mit Aufzeichnungen über Todesfälle und Todesursachen über einen Zeitraum von neun bis zehn Jahren.
Es zeigten sich zwei zeitliche Muster des Kaffeekonsums: Eine Gruppe trinkt ihren Kaffee überwiegend morgens (36 % der Teilnehmenden), während eine andere Gruppe ihn über den ganzen Tag verteilt konsumiert (14 %). 48 % waren keine Kaffeetrinker.
Im Vergleich zu Personen, die keinen Kaffee tranken, hatten die Kaffeetrinker am Morgen ein um 16 % geringeres Risiko, an einer beliebigen Ursache zu sterben, und ein um 31 % geringeres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Bei ganztägigen Kaffeetrinkern war das Risiko jedoch nicht geringer als bei Nicht-Kaffeetrinkern. Die morgendlichen Kaffeetrinker profitierten von den niedrigeren Risiken, unabhängig davon, ob Ihr Kaffeekonsum mäßig (zwei bis drei Tassen) oder stark (mehr als drei Tassen) war. Leichte Morgentrinker (eine Tasse oder weniger) profitierten weniger stark.
Aus dieser Studie geht nicht hervor, warum das morgendliche Kaffeetrinken das Sterberisiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Zeitpunkt des Konsums wichtige physiologische Mechanismen beeinflussen könnte. Möglicherweise stört der Kaffeekonsum am Nachmittag oder Abend den zirkadianen Rhythmus und den Spiegel von Hormonen wie Melatonin. Dies wiederum führt zu Veränderungen bei kardiovaskulären Risikofaktoren wie Entzündungen und Blutdruck. Gleichzeitig könnten die entzündungshemmenden Effekte der im Kaffee enthaltenen bioaktiven Substanzen möglicherweise eine stärkere Wirkung haben, wenn der Kaffee morgens getrunken wird, da in dieser Phase die körpereigene Entzündungsaktivität besonders hoch ist.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung knüpfen an frühere Erkenntnisse an, die zeigen, dass das Auslassen des Frühstücks mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gesamtmortalität verbunden ist [2]. Beide Studien betonen die Rolle des zirkadianen Rhythmus und der Stoffwechselregulation: Der Verzehr von Kaffee oder Nahrungsmitteln in den Morgenstunden könnte physiologische Prozesse wie den Blutzucker- und Fettstoffwechsel unterstützen und den Hormonhaushalt stabilisieren.
Die Autoren erklären, dass weitere Studien erforderlich seien, um die Ergebnisse in anderen Bevölkerungsgruppen zu bestätigen. Außerdem seien auch klinische Studien notwendig, um die möglichen Auswirkungen einer Änderung der Tageszeit, zu der die Menschen Kaffee trinken, zu analysieren.
Originalpublikationen
- Wang X, Ma H, Sun Q, Li J, Heianza Y, Van Dam RM, Hu FB, Rimm E, Manson JE, Qi L. Coffee drinking timing and mortality in US adults. Eur Heart J. 2025 Jan 8: ehae871. doi: 10.1093/eurheartj/ehae871. Epub ahead of print.
- Rong S, Snetselaar LG, Xu G, Sun Y, Liu B, Wallace RB, Bao W. Association of Skipping Breakfast with Cardiovascular and All-Cause Mortality. J Am Coll Cardiol. 2019 Apr 30; 73(16): 2025–2032. doi: 10.1016/j.jacc.2019.01.065.