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Expertenkommission schlägt neue Adipositas-Definition vor

Expertenkommission schlägt neue Adipositas-Definition vor Expertenkommission schlägt neue Adipositas-Definition vor AdobeStock #22666905 ©Kzenon
Eine internationale Fachkommission hat einen neuen, nuancierten Ansatz zur Diagnose der Adipositas vorgestellt. Dieser basiert zusätzlich zum Body-Mass-Index (BMI) auf anderen Messgrößen für überschüssiges Körperfett, wie z. B. den Taillenumfang oder die direkte Fettmessung, und berücksichtigt objektive Anzeichen und Symptome von Erkrankungen auf individueller Ebene.


Der Vorschlag zielt darauf ab, die Limitierungen der herkömmlichen Definition und Diagnose von Adipositas aufzuheben, die in der klinischen Praxis, aber auch mit Blick auf die Gesundheitspolitik, dazu führen, dass Menschen mit Adipositas nicht die für sie notwendige Behandlung erhalten. Darüber hinaus führen die Autoren zwei neue Diagnosekategorien für Adipositas ein, die auf objektive Maßstäbe der Erkrankung auf individueller Ebene zurückgehen: „klinische Adipositas“ und „präklinischer Adipositas“.


Jenseits des Body-Mass-Index

Die Autoren erkennen zwar an, dass der BMI ein nützliches Screening-Instrument ist, um Menschen mit Adipositas zu identifizieren, empfehlen jedoch, Fettleibigkeit nicht mehr allein anhand des BMI zu erkennen. Stattdessen empfehlen sie, überschüssige Fettmasse und ihre Verteilung auf den Körper mit einer der folgenden Methoden zu bestätigen:

  • mindestens eine Messung der Körpergröße (Taillenumfang, Verhältnis Taille zu Hüfte oder Verhältnis Taille zu Höhe) zusätzlich zum BMI
  • mindestens zwei Messungen der Körpergröße (Taillenumfang, Verhältnis Taille zu Hüfte oder Verhältnis Taille zu Höhe) unabhängig vom BMI
  • direkte Messung des Körperfetts (z. B. durch eine Knochendichtemessung oder DEXA) unabhängig vom BMI
  • Bei Personen mit sehr hohem BMI (z. B. >40 kg/m2) kann pragmatisch von übermäßigem Körperfett ausgegangen werden.

Zudem macht die Kommission Vorschläge für Grenzwerte bei Taillenumfang (≥ 102 cm bei Männern, ≥ 88 cm bei Frauen), für das Verhältnis Taille zu Hüfte (> 0,90 bei Männern, > 0,85 bei Frauen) und das Verhältnis Taille zu Größe (> 0,50 für Männer und Frauen).


Zwei neue Kategorien von Adipositas: „klinische Adipositas“ und „präklinische Adipositas“

Die Kommission stellt auch ein neues Modell für die Krankheitsdiagnose bei Adipositas vor, das auf objektiven Krankheitsmaßen auf individueller Ebene beruht. Dabei unterscheidet sie zwischen „klinischer Adipositas“ und „präklinischer Adipositas“

Klinische Adipositas wird definiert als ein Zustand der Fettleibigkeit, der mit objektiven Anzeichen und/oder Symptomen einer eingeschränkten Organfunktion oder einer erheblich eingeschränkten Fähigkeit zur Durchführung von Standardaktivitäten des täglichen Lebens wie Baden, Anziehen, Essen und Kontinenz einhergeht, die unmittelbar auf überschüssiges Körperfett zurückzuführen sind. Menschen mit klinischer Adipositas sollten als chronisch Kranke betrachtet werden und eine angemessene Behandlung erhalten.

Die Kommission legt 18 Diagnosekriterien für klinische Adipositas bei Erwachsenen und 13 spezifische Kriterien für Kinder und Jugendliche fest, darunter:

  • Atemnot aufgrund von Auswirkungen der Adipositas auf die Lunge
  • Adipositas-induzierte Herzinsuffizienz
  • Knie- oder Hüftschmerzen mit Gelenksteifigkeit und eingeschränktem Bewegungsumfang als direkte Auswirkung des überschüssigen Körperfetts auf die Gelenke
  • Bestimmte Veränderungen der Knochen und Gelenke bei Kindern und Jugendlichen, die die Bewegung einschränken
  • Andere Anzeichen und Symptome, die durch Funktionsstörungen anderer Organe verursacht werden, z. B. der Nieren, der oberen Atemwege, der Stoffwechselorgane, des Nerven-, Harn- und Fortpflanzungssystems und des Lymphsystems in den unteren Gliedmaßen

Präklinische Adipositas ist ein Zustand der Fettleibigkeit mit normaler Organfunktion. Menschen, die mit vorklinischer Adipositas leben, sind daher nicht dauerhaft krank, obwohl sie ein unterschiedliches, aber im Allgemeinen erhöhtes Risiko haben, in der Zukunft klinische Adipositas und verschiedene andere nicht übertragbare Krankheiten zu entwickeln, darunter Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmte Krebsarten und psychische Erkrankungen. Als solche sollten sie unterstützt werden, um das Risiko potenzieller Krankheiten zu verringern.


Originalpublikation

Rubino, Francesco et al.Definition and diagnostic criteria of clinical obesity. The Lancet Diabetes & Endocrinology, Online first, January 14, 2025.

Mehr Informationen zur Studie und der Arbeit der Kommission finden Sie unter: https://www.thelancet.com/commissions/clinical-obesity
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