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Industrie-gesponserte klinische Studien begünstigen häufig den Sponsor

 Industrie-gesponserte klinische Studien begünstigen häufig den Sponsor Industrie-gesponserte klinische Studien begünstigen häufig den Sponsor Fotolia #32762940 ©sakura
Eine aktuelle Studie untersuchte, auf welche Weise die Industrie an den einflussreichsten klinischen Studien beteiligt ist und wie diese Studien in Bezug auf die Transparenz abschnitten. Es zeigte sich: Die Beteiligung der Industrie an den einflussreichsten klinischen Forschungsarbeiten ist sehr häufig und es besteht Luft nach oben, was Unabhängigkeit und Transparenz dieser Studien betrifft.


Ein Großteil der klinischen Forschung wird auch von Unternehmen aus der Pharmabranche (mit)finanziert. Ob sich dies auf die Durchführung einer Studie und die Ergebnisse auswirkt, haben Forschende der Stanford University analysiert. Bei der Auswertung von 600 der meistzitierten klinischen Studien, die 2019–2022 veröffentlicht wurden, wurde deutlich, dass die Beteiligung der Industrie bei der Finanzierung, Autorenschaft und Bereitstellung von Analysten sehr häufig war und die Schlussfolgerungen in von der Industrie gesponserten Studien in der Regel den Sponsor begünstigten. Die meisten Studien teilten zwar Protokolle und statistische Analysepläne und versprachen, Daten zu teilen, aber nur wenige machten letztlich die Daten leicht zugänglich.

Bei der Querschnittsstudie handelte es sich um eine Meta-Forschungsbewertung, die randomisierte und nicht-randomisierte klinische Studien umfasste. Für die Analyse wurden Studien zu jeder Art von Krankheit oder Umfeld ausgewählt. Von 600 Studien mit einer mittleren (IQR) Stichprobengröße von 415 (124–1046) Teilnehmer*innen wurden 68,2 % von der Industrie mitfinanziert und 50,5 % ausschließlich von der Industrie finanziert. An 59,0 % der Studien waren Autoren aus der Industrie beteiligt, an 46,6 % waren Industrieanalysten beteiligt und 20,8 % der Studien wurden ausschließlich von Industrieanalysten analysiert.

Von den von der Industrie finanzierten Studien kamen 89,0 % zu Schlussfolgerungen zugunsten des Sponsors. Diese Assoziation bestand insbesondere in Studien, die ausschließlich von der Industrie gefördert wurden. Bei randomisierten Studien war es wahrscheinlicher als bei nicht randomisierten Studien, dass nur Industrieanalysten beteiligt waren (22,9 % gegenüber 13,6 %).

Das Team der Stanford University analysierte auch, wie transparent alle Studiendaten und zugrundeliegenden statistischen Auswertungen mit der Öffentlichkeit geteilt wurden: Die Autoren der meisten Studien (80 Prozent) gaben an, die Studiendaten veröffentlichen zu wollen. Aber: Nur für 16 Studien (2,7 Prozent) lagen alle Daten zum Zeitpunkt der Analyse vor.

Möglicherweise würden viele von der Industrie gesponserte Studien nur von den eigenen Analysten ausgewertet und Rohdaten nicht weitergegeben, vermutet das Team der Stanford University. Sie fordern deshalb, dass vollständige Studienprotokolle und statistische Analysen und eventuell auch die im Rahmen der Studie erhobenen Rohdaten veröffentlicht werden.


Originalpublikation

Siena LM, Papamanolis L, Siebert MJ, Bellomo RK, Ioannidis JPA. Industry Involvement and Transparency in the Most Cited Clinical Trials, 2019-2022. JAMA Netw Open. 2023 Nov 1;6(11):e2343425. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.43425

Quelle: www.aerztezeitung.de
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