Empfehlungen für die Planung und Durchführung von randomisierten kontrollierten Studien in der Human- und Veterinärhomöopathie vorgelegt
Empfehlungen für die Planung und Durchführung von randomisierten kontrollierten Studien in der Human- und Veterinärhomöopathie vorgelegt
Empfehlungen für die Planung und Durchführung von randomisierten kontrollierten Studien in der Human- und Veterinärhomöopathie vorgelegt
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Ein internationales Team von Autor*innen hat eine Empfehlung für Richtlinien bei homöopathischen randomisierten, (placebo-)kontrollierten Studien erarbeitet.
Randomisierte, (placebo-)kontrollierte Studien (sogenannte RCTs) gelten in der Medizin als Goldstandard, wenn es um die Frage der Wirksamkeit eines Arzneimittels geht. Die hierbei üblicherweise angewendeten Methoden können auf die Untersuchung komplexer therapeutischer Verfahren wie der Homöopathie nicht ohne weiteres übertragen werden. Besonders schwierig wird es da, wo ein „klassischer“ homöopathischer Ansatz untersucht werden soll, bei dem die Individualisierung der Patient*innen, die spezifische Art der Fallaufnahme und des Verständnisses von „Krankheit“ und die Besonderheit bei der Verlaufsbeurteilung hinsichtlich der Frage nach Wirksamkeit berücksichtig werden müssen. Nicht zuletzt wegen dieser Schwierigkeiten wurden in der Vergangenheit auch Studiendesigns entwickelt, die zum Beispiel mit einer vereinfachten Arzneiwahl bei bestimmten, definierten Symptomenclustern (also ohne strenge Individualisierung) durchgeführt wurden.
Im Zuge ihrer Arbeit haben die Autor*innen zahlreiche Studien zur Homöopathie gefunden, die Unzulänglichkeiten bei der Planung, Durchführung, Auswertung und Veröffentlichung aufwiesen – ein Umstand, auf den ja auch Kritiker*innen der Homöopathie regelmäßig hinweisen. Ziel der nun vorgelegten Publikation sei es also, Richtlinien für RCTs vorzulegen, die eine adäquate Untersuchung der Homöopathie ermöglichen.
Ausgehend von anerkannten Standards für RCTs diskutieren die Autor*innen alle für homöopathische Studien relevante Aspekte, wie zum Beispiel den Umstand, dass die jeweilige homöopathische Methodik dokumentiert werden muss, um etwaige Replikationen der Studie zu ermöglichen (und vielleicht auch eine Erklärung für unterschiedliche Ergebnisse zu haben). Auch das Problem der Verblindung mit ihren Auswirkungen auf die Verlaufsbeurteilung und den damit verbundenen therapeutischen Konsequenzen wird thematisiert. Nicht zuletzt erwähnen die Autor*innen, dass die Beurteilung der Wirksamkeit einer homöopathischen Intervention als positiv nicht allein klinische, objektivierbare Parameter ins Auge fasst. Nachdem diese und weitere grundlegende Aspekte diskutiert wurden, wenden sich die Autor*innen einigen speziellen, innovativen Studiendesigns zu, wie sie zur Untersuchung der Homöopathie entworfen wurden und diskutieren deren Stärken und Schwächen. Berücksichtigung findet hier zum Beispiel Heiner Freis Studie zur homöopathischen Behandlung von ADHS-Erkrankten. Als weitere Beispiele werden semi- und nicht-individualisierte Studien erwähnt, sowie Kohortenstudien und solche, bei denen die Vergleichsgruppe nicht Placebos, sondern die übliche (evidenzbasierte) konventionelle Therapie erhielt.
Am Ende all dieser Untersuchungen und Überlegungen steht eine umfangreiche Liste von detaillierten Aspekten, die bei der Planung, Durchführung und Publikation von Homöopathie-Studien in der Human- und Veterinärmedizin berücksichtigt werden sollten, um zukünftig verlässlichere und reproduzierbare Ergebnisse zu liefern.
In einem Beitrag auf ihrem LinkedIn-Account fasst die Ko-Autorin Dr. Petra Weiermayr die „Highlights“ der Arbeit wie folgt zusammen:
- "Die Empfehlungen bieten eine systematische methodische Guidance für homöopathische RCTs, insbesondere für die individualisierte Homöopathie.
- Strukturierte Überlegungen zu präzisen Forschungsfragen, evidenzbasiertem Forschungsdesign und einer Homöopathie-spezifischen Punkt-für-Punkt-Guidance.
- Evaluation der Wirksamkeit der Homöopathie in der täglichen Praxis mit dem TwiCs-Design und/oder reproduzierbaren Auswahlstrategien homöopathischer Arzneimittel.
- Empfehlung der Replikation erfolgreich durchgeführter Homöopathie-RCTs einschließlich reproduzierbarer Auswahlstrategien homöopathischer Arzneimittel.
- Zur Qualitätssicherung: Die Nutzung einer universitären Forschungsinfrastruktur ist für qualitativ hochwertige homöopathische RCTs unerlässlich.“
PS:
Neben den RCTs gibt es bekanntlich weitere Möglichkeiten, Homöopathie wissenschaftlich zu untersuchen. Einen Überblick gab auch in diesem Jahr wieder die Konferenz des Londoner Homeopathy Research Institute (HRI). Mittlerweile sind die Video-Mitschnitte der Vorträge verfügbar. So referierte Katharina Gärtner zu homöopathischen Interventionsstudien (https://youtu.be/i4pOuIPrwuA?si=LHwH1i9EIdu8pUd9) und Petra Weiermayer hielt einen Vortrag zum Thema „Klinische Beobachtungsstudien in der Veterinärhomöopathie“ (https://youtu.be/VCxmm2FMUIE?si=VCz1nm2aCZOjmaVI).Stefan Reis