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Lassen sich durch nicht medikamentöse Verfahren die Symptome des Restless-Legs-Syndroms lindern?

Lassen sich durch nicht medikamentöse Verfahren die Symptome des Restless-Legs-Syndroms lindern? Lassen sich durch nicht medikamentöse Verfahren die Symptome des Restless-Legs-Syndroms lindern? Fotolia #47672098 ©Dmitry Sunagatov
Für einige nicht medikamentöse Verfahren zeigen sich Anhaltspunkte für einen Nutzen beim Restless-Legs-Syndrom – die Vor- und Nachteile der untersuchten Behandlungen können aber noch nicht sicher beurteilt werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Expertenteam, das die Fragestellung im Auftrag des IQWiGs untersucht hat.
Ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam der Gesundheit Österreich GmbH und der Medizinischen Universität Graz hat im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) den Nutzen von nicht medikamentösen Verfahren zur Linderung der Symptome bei idiopathischem Restless-Legs-Syndrom (RLS) untersucht.

Das RLS betrifft in Deutschland etwa 3–10 % der Erwachsenen. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer; Menschen im höheren Lebensalter sind häufiger betroffen als Jüngere. Dabei sind im Gegensatz zum komorbiden RLS (hier können Ursachen als Auslöser festgestellt werden) beim idiopathischen RLS die Ursachen unbekannt, und diese Form des RLS ist nicht heilbar.

Viele Betroffene nehmen Medikamente ein, um die Beschwerden zu lindern. Diese können allerdings Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schlafstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten verursachen oder sogar die Beschwerden noch verstärken. Vor diesem Hintergrund untersuchte das Expertenteam die Fragestellung, ob es auch wirksame nicht medikamentöse Verfahren zur Behandlung des RLS gibt.


Studienlage noch nicht aussagekräftig

Die vom Wissenschaftsteam der Gesundheit Österreich GmbH und der Medizinischen Universität Graz identifizierten 22 randomisierten kontrollierten Studien untersuchten insgesamt 17 unterschiedliche nicht medikamentöse Verfahren bei erwachsenen Personen mit meist schwerer Symptomatik bei idiopathischem RLS. Dazu gehörte auch eine Studie zur oralen Eisengabe als Nahrungsergänzungsmittel bei Personen ohne Eisenmangel. Um sich ein vollständiges Bild von der Intervention einer Eisengabe machen zu können, entschieden die Forscher*innen, ergänzend vier weitere Studien zu intravenösen Eisen-Infusionen bei Personen ohne Eisenmangel einzuschließen. In fast allen Studien erhielten die Teilnehmenden der Vergleichsgruppe ein Placebo, eine Scheinbehandlung oder keine Behandlung.

Die Vor- und Nachteile der untersuchten Behandlungen können laut der Experten nicht sicher beurteilt werden, da es zu den einzelnen Verfahren meist nur jeweils eine Studie mit wenigen Teilnehmenden gibt. Die Studien sind zudem nicht sehr aussagekräftig, etwa weil unklar ist, ob die Teilnehmenden den Versuchs- und den Vergleichsgruppen tatsächlich zufällig zugeteilt wurden. Außerdem dauerten die Studien nur durchschnittlich fünf Wochen, sodass langfristige Effekte unklar bleiben.


Für einige Maßnahmen deuteten sich positive Effekte an

Trotzdem fanden die Wissenschaftler*innen Anhaltspunkte, dass bestimmte Behandlungen manche Beschwerden lindern könnten:

  • Bei RLS-Symptomen wie Bewegungsdrang und Kribbeln können die Niedrigfrequenz-Elektrostimulation, die Nahinfrarotlicht-Therapie, die pneumatische Kompression, die Ganzkörper-Kältekammer, das Vibrationsboard, Akupunktur, die Counterstrain-Manipulation, Fußmassage-Geräte oder Bewegungsinterventionen wie Krafttraining und Yoga helfen. Auch Eisen-Infusionen können möglicherweise diese Symptome lindern.
  • Ein- und Durchschlafstörungen als Symptome des RLS könnten durch die spinale Gleichstrom-Stimulation Linderung erfahren wie auch das Symptom Fatigue (Erschöpfung) durch Yoga oder die pneumatische Kompression.
  • In den ausgewerteten Studien fanden sich zudem Hinweise, dass Yoga auch bei durch RLS-Symptome ausgelösten Depressionen Linderung bringen könne.


Für weitere Behandlungen, zum Beispiel Vitamin D, Baldrian und Eisen als Nahrungsergänzungsmittel, fanden die Wissenschaftler*innen in den Studien keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen.

Berichte über unerwünschte Wirkungen (vor allem Magen-Darm-Beschwerden) liegen nur für die Nahrungsergänzungsmittel Eisen und Baldrian vor. Allerdings ist unsicher, ob die Angaben hierzu in allen Studien vollständig waren.


Ausblick

Die eingeschlossenen Studien deuten an, dass Patientinnen und Patienten mit schwerer RLS-Symptomatik von einigen der nicht medikamentösen Verfahren profitieren könnten. Allerdings werden weitere Studien mit größeren Teilnehmerzahlen und längerer Studiendauer benötigt, um die Ergebnisse zu festigen und Aussagen zu Langzeiteffekten –insbesondere auch zu unerwünschten Begleiteffekten – treffen zu können.

Unklar ist mangels Studien, ob die nicht medikamentösen Verfahren auch bei einem milden oder moderaten RLS helfen können. Gerade in diesen Fällen suchen Betroffene vermutlich nach nicht invasiven Alternativen, um eine medikamentöse Behandlung umgehen oder – sofern diese schon begonnen wurde – möglicherweise die Dosis reduzieren zu können.


Fazit für die Praxis

Für eine informierte Entscheidung und im Sinne der Selbstwirksamkeit unserer Patient*innen können wir diese über die zur Verfügung stehenden nicht medikamentösen Behandlungsoptionen aufklären, sie gegebenenfalls auch empfehlen. Ebenso können wir die Patient*innen darauf hinweisen, sich bei ihren behandelnden Ärzt*innen diesbezüglich Rat zu holen oder sie an Kolleg*innen verweisen, die die spezifischen Verfahren praktizieren.

Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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