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Neue europäische Blutdruckleitlinie und Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie erschienen

Neue europäische Blutdruckleitlinie und Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie erschienen Neue europäische Blutdruckleitlinie und Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie erschienen AdobeStock #48320699 © Marco2811
Die neue Bluthochdruckleitlinie der „European Society of Hypertension“ und die Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie wurden aktualisiert und haben beide einen pragmatischen Ansatz im Hinblick auf die Zielwerte: 140/80 mmHg bzw. 140/90 gelten nun als Grenzwerte, die Werte jedes/r Betroffenen sollten also darunter liegen. Wer es verträgt, sollte noch tiefer eingestellt werden, wer nicht, muss es aber nicht.


Bluthochdruck ist eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Die Rate der Betroffenen beträgt derzeit in Deutschland 31,8 Prozent. Das bedeutet: Nahezu jede/r Dritte hat zu hohe Blutdruckwerte – und die sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn sie können schwere Gesundheitsschäden beziehungsweise -probleme verursachen. Unbehandelt führt Bluthochdruck zu Folgeschäden an den Organen, den Gefäßen, dem Herz oder den Nieren. Zu hohe Blutdruckwerte können sogar ein Treiber für Demenz sein. Bluthochdruck ist also nicht nur sehr häufig, sondern auch sehr gefährlich. Schulter genommen werden, denn sie können schwere Gesundheitsschäden beziehungsweise -probleme verursachen. Unbehandelt führt Bluthochdruck zu Folgeschäden an den Organen, den Gefäßen, dem Herz oder den Nieren. Zu hohe Blutdruckwerte können sogar ein Treiber für Demenz sein. Bluthochdruck ist also nicht nur sehr häufig, sondern auch gefährlich. Daher ist es äußerst wichtig, hohen Blutdruck frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Doch auf welchen Zielwert hin? Bisher war die Beantwortung dieser Frage komplex, es galten verschiedene Werte für verschiedene Patientengruppen. Diese Frage adressieren beide Organisationen nun in ihren aktualisierten Blutdruckleitlinien und legen vereinfachte Regelungen vor.


Blutdruck-Zielwerte

Die Bluthochdruckleitlinie der „European Society of Hypertension“ gibt in Hinblick auf den Zielwert einen pragmatischen Anhaltspunkt: 140/80 mmHg ist gut, aber Werte weiter darunter wären noch besser (der Blutdruck sollte allerdings nicht unter 120/80 mmHg abgesenkt werden). Die neue Leitlinie zementiert also 140/80 mmHg als „rote Linie“ bei erwachsenen Menschen. Ab diesem Wert muss laut Leitlinie zwingend eine medikamentöse Blutdrucksenkung erfolgen und mit Hilfe der Blutdrucksenker sollte jede Patientin/jeder Patient diesen Wert unterschreiten.

Auch wenn Risiko für eine Folgeerkrankung bei Blutdruckwerten unter 140/90 mmHg deutlich gesenkt ist, hätten verschiedene Studien gezeigt, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer weiteren Absenkung noch etwas geringer sei. Die neue ESH-Leitlinie spiegle hier jedoch die Behandlungsrealität wider. Denn für eine tiefere Senkung sind oft höhere Dosen oder mehr Medikamente nötig, die wiederum zu Nebenwirkungen führen können. Diese führen dann dazu, dass die Patientinnen und Patienten die Medikamente oft gar nicht mehr einnehmen – und damit ist am Ende niemandem geholfen.

Die "Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Hypertonie" gibt als Behandlungsziel 140/90 mmHg an. Die Zielwerte beziehen sich auf die Praxismessung. Bei Messungen zu Hause gilt unter 135/85 mmHg als Maximalwert. Ebenso wie die Leitlinie der ESH gibt die NVL dadurch Spielraum für eine patientenindividuelle Therapie.

Beide Leitlinien führen aus, dass bei jüngeren Menschen oder solchen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko und auch bei Menschen, die eine striktere Einstellung tolerieren, eine Einstellung auf niedrigere Werte erfolgen sollte. Die Untergrenze definieren beide Leitlinien mit 120/70 mmHg bzw. 120/80 mmHg.

Beim Vergleich der Zielwerte beider Leitlinien fällt eine Diskrepanz um 10 mmHg beim diastolischen Zielwert auf: Die NVL definiert 90, die ESH 80 mmHg. Prof. Dr. Oliver Vonend, Mitglied im Vorstand der Deutschen Hochdruckliga, hält diesen Unterschied für wenig praxisrelevant – das Entscheidende für die kardiovaskuläre Risikosenkung sei der systolische Wert. Der Unterschied erkläre sich dadurch, dass die ESH-Leitlinie unter Beteiligung der internationalen nephrologischen Fachgesellschaften entstanden sei und ein erhöhter diastolischer Wert häufiger mit dem Vorliegen einer Nierenerkrankung assoziiert sei.

Beide Leitlinien legen großen Wert darauf, umfassend auf Endorganschäden zu screenen. Im Hinblick auf die Niere empfiehlt die ESH-Leitlinie bei allen Patientinnen und Patienten mit Hypertonie neben Erfassung der eGFR auch die Albuminuriemessung. Die neue NVL Hypertonie empfiehlt diese Urinuntersuchung ebenfalls – obligat bei Patientinnen und Patienten mit Hypertonie und gleichzeitig bestehender chronischer Nierenkrankheit (CKD). Bei Nierengesunden mit Bluthochdruck wird die Analyse der Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio auch empfohlen – hier allerdings in etwas geringerer Empfehlungsstärke („sollte“ statt „soll“).


Lebensstilinterventionen

Ein Kapitel der ESH Guidelines widmet sich den Möglichkeiten der Lebensstilinterventionen zur Prävention und Behandlung von Bluthochdruck. Zu den klassischen Lebensstilinterventionen, die zu einer signifikanten Senkung der Blutdruckwerte führen können, zählen Abnehmen, die Restriktion der Kochsalzzufuhr, regelmäßige körperliche Aktivität, Reduktion des Alkoholkonsums, Nichtrauchen und eine gesunde, pflanzenbetonte Kost. Relativ neu sind Daten, die zeigen, dass Antistresstraining, insbesondere Atemübungen, Yoga und Meditation, den Blutdruck positiv beeinflussen kann. Auch wenn das Ausmaß der dadurch erzielten Blutdrucksenkung geringer als das der bereits bekannten Lebensstilfaktoren und der Evidenzgrad noch gering ist, haben die Leitlinienautorinnen und -autoren diese Maßnahmen in die Empfehlungen implementiert und damit ein klares Zeichen gesetzt, erklärt Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. „Ärztinnen und Ärzte sollten besonders dann an diese Maßnahme denken, wenn die Betroffenen keine der ,klassischen‘ Hypertonierisikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsarmut, ungesunde Ernährungsgewohnheiten, Rauchen oder einen erhöhten Alkoholkonsum aufweisen.“ Wie der Experte weiter ausführt, ist insbesondere die nächtliche Hypertonie häufig stressbedingt. Maßnahmen zur Stressreduktion können somit bei sehr vielen Patientinnen und Patienten eine sinnvolle Zusatzmaßnahme darstellen.


Antistresstraining und kaliumreiche Ernährung

Die neue europäische Leitlinie empfiehlt auch zwei neue Maßnahmen für einen blutdruckgesunden Lebensstil: Zum einen werden erstmals Antistresstrainings wie Yoga und autogenes Training empfohlen, zum anderen gibt sie einen neuen, konkreten Ernährungstipp. In der Leitlinie wird zu einer salzarmen, aber kaliumreichen Kost geraten, da Kalium eine blutdrucksenkende Wirkung hat. Es ist in Obst und Gemüse enthalten, die neue Leitlinie rät daher, vier bis fünf Portionen davon am Tag zu essen.


Bluthochdruck-Stadien erweitert

Die Bluthochdruckdefinition wurde jetzt zudem in den ESC-Leitlinien systematisch um Stadien erweitert. Bei Bluthochdruck Stadium 1 handelt es sich um eine unkomplizierte Bluthochdruckerkrankung, die noch nicht zu Schäden an den Organen geführt hat. Das Stadium 2 liegt vor, wenn bereits leichte Schädigungen der Organe durch Bluthochdruck erkennbar sind, z. B. eine noch nicht sehr weit fortgeschrittene chronische Nierenerkrankung, oder wenn begleitend zum Bluthochdruck ein Diabetes mellitus kommt. Bei Stadium 3 liegen bluthochdruckassoziierte Herz- oder Gefäßkrankheiten oder eine fortgeschrittene chronische Nierenkrankheit vor. „Diese Stadieneinteilung gab es auch schon vorher, war aber bisher in den Risikokalkulatoren versteckt zu finden. Sie sie bedeutsam, da sie das Risiko eines unbehandelten Bluthochdrucks klar vor Augen führt und auch die besondere Schwere bei bereits eingetretenen Endorganschäden darstellt.


Schlafstörungen, Migräne und Depression als Risikofaktoren

Neben diesen beiden wichtigen Kernneuerungen enthält die ESC-Leitlinie auch Anpassungen im Hinblick auf Risikofaktoren und Komorbiditäten. Erstmals wurden in der Leitlinie auch Schlafstörungen, Migräne und Depression als Risikofaktoren für Bluthochdruck genannt. Bei Menschen mit diesen Krankheiten sollte regelmäßig eine Früherkennungsuntersuchung von Bluthochdruck erfolgen. Auch Luftverschmutzung und Migrationshintergrund werden als Risikofaktoren diskutiert, ebenso wie die geschlechtsangleichende Hormontherapie bei transsexuellen Menschen. Zudem werden Geschlechterunterschiede bei der Bluthochdruckpathophysiologie und -epidemiologie als neues Thema aufgenommen.


Originalpublikationen


Quelle: Deutsche Hochdruckliga
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