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Irreführende Berichterstattung zu einer Umfrage in Südtirol zu Komplementärmedizin und COVID-19

Irreführende Berichterstattung zu einer Umfrage in Südtirol zu Komplementärmedizin und COVID-19 Irreführende Berichterstattung zu einer Umfrage in Südtirol zu Komplementärmedizin und COVID-19 Fotolia #271484171 © Matthias Stolt
Unter dem Titel „Globuli statt Impfung? – So stehen die Südtiroler dazu“ berichteten die Südtirol News über eine Umfrage des Landesinstituts für Statistik ASTAT der Region Bozen in Südtirol, die die Einstellungen und das Verhalten der Bürger*innen in Bezug auf die COVID-19-Pandemie, die Corona-Impfung sowie den Rückgriff auf Alternativmedizin erfragte. Es zeigt sich, dass der Titel völlig irreführend ist, denn eine Korrelation zwischen Komplementärmedizin und Impfungen wurde gar nicht untersucht.


Anfang 2023 führte das Landesinstitut für Statistik ASTAT der Region Bozen in Südtirol in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeinmedizin und Public Health (Claudiana) eine Stichprobenerhebung über die Einstellungen und das Verhalten der Bürger*innen in Bezug auf die COVID-19-Pandemie und die Impfungen sowie den Rückgriff auf Schul- und Alternativmedizin durch. Anders als im Titel des Beitrag in der Südtirol News (https://www.suedtirolnews.it/chronik/globuli-statt-impfung-so-stehen-die-suedtiroler-dazu) suggeriert, wurden keine Zusammenhänge zwischen Impfgegnern und Nutzern von Homöopathie erfragt, sondern vielmehr die Nutzung und Einschätzung von konventioneller und Komplementärmedizin sowie die Haltung zu Corona-Impfungen in der Südtiroler Bevölkerung allgemein. Ein Zusammenhang beider Fragestellungen wurde in der Auswertung des Instituts nicht vorgenommen.

Die Umfrage hat ergeben, dass 92 % der Südtiroler*innen schon einmal Schulmedizin in Anspruch genommen haben. 25 % haben sich mindestens einmal im Leben an eine Homöopath*in oder Osteopath*in gewandt. 18 % haben schon Ärzte der Naturheilkunde aufgesucht, Therapeut*innen, die Akupunktur und Chiropraktik anbieten, wurden in geringerem Ausmaß besucht (14 % bzw. 8 %).

86 % der Befragten waren mit dem Schulmediziner oder der Schulmedizinerin zufrieden, aber auch 75 % mit den Leistungen der Osteopath*innen und Homöopath*innen. Bei Heilpraktiker*innen und Therapeuten, die die anderen abgefragten Therapien anbieten, sank die Zufriedenheit etwas, lag aber auch bei über 60 %.

Mehr als die Hälfte der Südtiroler Bevölkerung nimmt Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder Mineralstoffe ein (55 % bzw. 39 % im letzten Jahr). Homöopathische Mittel und Phytotherapie werden jeweils von etwa 30 % der Bevölkerung verwendet. Abgesehen von den homöopathischen Mitteln werden die anderen Produkte als Selbstmedikation erworben.

Gebete (36 %), Entspannungstechniken (30 %), Yoga (24 %) und Meditation (20 %) werden ebenfalls für die eigene Gesundheit und das psychophysische Wohlbefinden praktiziert. Energetische Bewegungsformen wie Qi-Gong (5 %) und Tai-Chi (2 %) sind seltener, während Visualisierungsübungen (Training der Gedanken zur Bewältigung einer Situation) und künstlerische Aktivitäten zu therapeutischen Zwecken von 8 % praktiziert werden.

Unabhängig von den Fragestellungen zur Komplementärmedizin wurde auch nach der Haltung zu Corona-Impfungen gefragt. 29 % der Personen sind nicht – oder zumindest überwiegend nicht – davon überzeugt, dass die Impfung dazu beitragen kann, die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen. Die Skepsis gegenüber einer vom nationalen Impfplan vorgesehenen allgemeinen Impfpflicht liegt bei 36 %.

46 % der Befragten sind ziemlich überzeugt, dass diese Impfung schädlich sein könnte, weil die langfristigen Risiken nicht bekannt sind. Die Werte der Antworten in der Mitte der Skala sind auch ziemlich hoch, was darauf hinweist, dass die Zweifel an der Sicherheit dieser Präparate weit verbreitet sind.

Die lange Pandemiezeit mit all ihren Debatten hat die Meinungen über Impfungen im Allgemeinen nicht grundlegend verändert: 15 % der Personen sind nun Impfungen gegenüber positiver eingestellt als zuvor (angesichts der Folgen, die eine Epidemie haben kann). Dieser Anteil wird von den 10 %, die jetzt kritischer gegenüber Impfungen eingestellt sind als zuvor, fast ausgeglichen.

Als gründen für die Skeptische Haltung gegenüber COVID-Impfungen konnten die Meinungsforscher Verschwörungsdenken und die Verschlechterung des Lebensstandards ausmachen.


Quellen

https://astat.provinz.bz.it/de/aktuelles-publikationen-info.asp?news_action=4&news_article_id=675906

https://www.suedtirolnews.it/chronik/globuli-statt-impfung-so-stehen-die-suedtiroler-dazu
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