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CrossFit-Training kann Harninkontinenzrisiko bei Frauen erhöhen

CrossFit-Training kann Harninkontinenzrisiko bei Frauen erhöhen CrossFit-Training kann Harninkontinenzrisiko bei Frauen erhöhen AdobeStock #179353469 © Voyagerix
CrossFit-Training ist ein hochintensiv-Training, das zunehmend verbreitet und beliebt ist. Allerdings scheint es auch seine Schattenseiten zu haben, wie nun eine aktuelle Metaanalyse zeigt. Demnach erhöht (!) das Training bei Frauen das Risiko für eine Harninkontinenz.


CrossFit ist eine Trainingsmethode aus den USA, die ursprünglich vor allem von Polizisten und Soldaten betrieben wurde. Es handelt sich um ein hochintensives Kraftzirkeltraining, das u.a. Klimmzüge, Seilspringen, Liegestütze, Gewichtheben, Kniebeuge und Co. beinhaltet. Es dient dazu, Muskeln aufbauen, Koordination, Flexibilität, Geschwindigkeit, Schnellkraft, Maximalkraft und Kraftausdauer zu fördern. Das Training verlangt seine Teilnehmer*innen Kraft, Ausdauer und Koordination ab. Da es in der Intensität individuell angepasst werden kann, soll es sich auch für nicht trainierte Personen eignen.

Da sich Studien über die Prävalenz von Harninkontinenz bei CrossFit-Praktizierenden häufen, wollten die spanischen Studienautoren mithilfe einer systematischen Übersichtsarbeit, die Evidenz für eine erhöhte Prävalenz von Harninkontinenz unter CrossFit-Praktizierenden genauer bestimmen. Es zeigt sich, dass Harninkontinenz bei CrossFit-Teilnehmerinnen mit rund 45 Prozent deutlich häufiger als bei der spanischen Allgemeinbevölkerung mit 25–27 % vorkommt.

Für ihre Untersuchung werteten die Wissenschaftler*innen die Ergebnisse von dreizehn Studien (6 vergleichende und 7 nicht vergleichende) aus, die alle ein Querschnittsdesign verwendeten. Der Grad der Evidenz lag bei 4, wobei die Qualität von schlecht (n = 10) bis mittelmäßig (n = 3) reichte. Die Qualitätsbewertung der eingeschlossenen Studien erfolgte anhand der Skala des Oxford Centre of Evidence-Based Medicine und der Newcastle-Ottawa-Skala (NOS), die für Querschnittsstudien angepasst wurde.


Höhere Prävalenz bei den CrossFit-Trainierenden

Bei den Probandinnen handelte es sich um Frauen ohne Einschränkungen hinsichtlich Alter, Erfahrung oder Trainingshäufigkeit. Insgesamt wurden 4.823 Frauen im Alter von 18 bis 71 Jahren eingeschlossen, 91 % nahmen an CrossFit teil, und 1.637 wiesen eine Harninkontinenz auf. CrossFit-Praktizierende wiesen damit eine höhere Harninkontinenzrate auf als die Kontrollgruppen. Die Prävalenz lag bei 44,5 %. Außerdem wiesen 55,3 % und 40,7 % eine leichte bzw. mittelschwere Harninkontinenz auf. Stress-Harninkontinenz war die am häufigsten berichtete Form (81,2 %). Übungen, die auf Sprüngen basieren, wurden häufig mit Urinverlust in Verbindung gebracht.


Mögliche Ursachen

Beim CrossFit-Training werden wiederholt Übungen mit hoher Intensität durchgeführt, die High-Impact-Bewegungen erfordern. Dieses Trainingsmuster kann zu einem Anstieg des intraabdominalen Drucks führen, was wiederum eine Überlastung des Beckenbodens zur Folge haben kann. Da es während und zwischen CrossFit-Workouts nur wenige oder gar keine Ruhepausen gibt, ist die neuromuskuläre Ermüdung relativ stark ausgeprägt. Diese Kombination aus erhöhtem intraabdominalem Druck, neuromuskulärer Ermüdung und überlasteter Beckenbodenmuskulatur aufgrund anstrengender Übungen kann zu unfreiwilligem Urinverlust, d. h. zu Harninkontinenz, führen. Darüber hinaus können auch andere Trainingsmerkmale, die bei CrossFit-Teilnehmer*innen üblich sind, wie z. B. der Umfang des wöchentlichen Trainings oder die Durchführung schwerer Gewichthebeübungen, als prädisponierender Faktor für eine Harninkontinenz angesehen werden, insbesondere bei Wettkämpfern, erläutern die Studienautor*innen. Auch schienen die CrossFit-Trainierenden einen etwas höheren BMI als die Teilnehmer*innen der Kontrollgruppe zu haben, was per se das Risiko für eine Harninkontinenz zu erhöhen scheint.


Trainer*innen müssen informiert sein

Die Studienautor*innen fordern angesichts der Ergebnisse, dass CrossFit-Trainer*innen über das bestehende Harninkontinenzrisiko bei CrossFit-Praktizierenden informiert werden müssen und sie Informationsmaterial für die Trainierenden zur Verfügung haben sollten. Zudem sollte Beckenbodentraining in das CrossFit-Training integriert werden. Die Trainer*innen sollten auch auf die Auswahl der Übungen für die einzelnen Workouts des Tages achten. Denn bestimmte CrossFit-Übungen, vor allem solche, die auf Sprüngen basieren, wurden im Rahmen der Studien häufig mit Harninkontinenz in Verbindung gebracht.


Fazit für die homöopathische Praxis

Harninkontinenz ist ein häufiges Phänomen, auch in der Praxis von Homöopath*innen. Daher sind die Erkenntnisse dieser Studie nicht nur im Rahmen der Anamnese wichtig, sondern auch bei der Beratung der Patientinnen. Gerade für Beratungen zur körperlichen Aktivität, sollte man solche Ergebnisse bei Patientinnen mit Harninkontinenz – und nicht nur bei diesen – im Hinterkopf behalten.


Originalpublikation

Dominguez-Antuña E, Diz JC, Suárez-Iglesias D et al. Prevalence of urinary incontinence in female CrossFit athletes: a systematic review with meta-analysis. Int Urogynecol J 2023; 34: 621–634 https://doi.org/10.1007/s00192-022-05244-z
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