D-Mannose bei Harnwegsinfektionen – Wirkung wissenschaftlich nicht belegt
D-Mannose bei Harnwegsinfektionen – Wirkung wissenschaftlich nicht belegt
Eine Cochrane-Arbeitsgruppe hat untersucht, welche wissenschaftliche Evidenz es für die Wirkung von D-Mannose bei Harnwegsinfektionen gibt. Sie konnte in bisherigen Studien keine eindeutigen Hinweise darauf finden, die den Einsatz von D-Mannose zur Vorbeugung oder Behandlung von Harnwegsinfektionen in allen Bevölkerungsgruppen unterstützen oder widerlegen.
Harnwegsinfektionen (UTI) sind sehr häufig und betreffen weltweit mehr als sieben Millionen Menschen. Während viele Menschen nur eine einzige Infektion in ihrem Leben erleiden und in der Regel auf Standardantibiotika ansprechen, leidet ein erheblicher Anteil der Erwachsenen und Kinder (etwa 15 % bis 25 %) an chronischen symptomatischen Harnwegsinfektionen. Bestimmte Bevölkerungsgruppen haben ein höheres Risiko als andere, z. B. Immunsupprimierte und Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen.
D-Mannose ist ein Zucker, der Teil des normalen menschlichen Stoffwechsels ist und in den meisten Ernährungsweisen vorkommt. Der Wirkmechanismus bei Harnwegsinfektionen soll darin bestehen, dass das Anhaften von uropathogenen Escherichia coli-Bakterien an den Uroepithelzellen verhindert wird. Es wird angenommen, dass die Bakterien dann im Wesentlichen durch das Wasserlassen ausgeschieden werden.
Die Cochrane-Forscher*innen wollten die Wirksamkeit von D-Mannose bei Harnweginfektionen überprüfen und schlossen in ihre Datenanalyse sieben RCTs ein, in denen die Wirkung von D-Mannose in beliebiger Kombination und Formulierung zur Vorbeugung oder Behandlung von Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen und Kindern, Frauen und Männern, in beliebiger Umgebung (einschließlich perioperativ) gemessen und berichtet wurde. Bei zwei Studien handelte es sich um Präventionsstudien, bei vier um Präventions- und Behandlungsstudien (zwei perioperative Studien und eine Studie bei Menschen mit Multipler Sklerose) und bei einer um eine Behandlungsstudie.
Die beobachteten Zeiträume reichten von 15 Tagen bis zu sechs Monaten. Keine der Studien war vergleichbar (nach Dosis oder Behandlungen), und so konnten die Forschenden keine Meta-Analyse durchführen.
Ergebnisse
Die einzelnen Studien lieferten keine eindeutigen Hinweise darauf, ob D-Mannose bei der Vorbeugung oder Behandlung von Harnwegsinfektionen mehr oder weniger wirksam ist. D-Mannose (2 g) hatte unsichere Auswirkungen auf symptomatische und durch Bakteriurie bestätigte Harnwegsinfektionen im Vergleich zu keiner Behandlung und Antibiotika (Nitrofurantoin 50 mg). D-Mannose in Kombination mit pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln hatte ungewisse Auswirkungen auf symptomatische und bakteriell bestätigte Harnwegsinfektionen und Schmerzen im Vergleich zu keiner Behandlung. D-Mannose 500 mg plus Nahrungsergänzungsmittel (N-Acetylcystein und Morinda citrifolia-Fruchtextrakt) hatte im Vergleich zu einem Antibiotikum (Prulifloxacin 400 mg) eine ungewisse Wirkung auf symptomatische und durch Bakteriurie bestätigte Harnwegsinfektionen.
Insgesamt sei die Qualität der Studien unzureichend. Die meisten Studien wurden in den meisten Bereichen als unklar oder mit einem hohen Risiko für Verzerrungen bewertet. Die Daten seien nur spärlich gewesen und beträfen nur wenige Endpunkte.
Schlussfolgerungen der Autoren
Es gäbe derzeit wenig bis keine Belege, die den Einsatz von D-Mannose zur Vorbeugung oder Behandlung von Harnwegsinfektionen in allen Bevölkerungsgruppen unterstützen oder widerlegen.
Nach Ansicht der Cochrane-Arbeitsgruppe erfordere zukünftige Forschung in diesem Bereich in erster Linie eine einzige, ausreichend aussagekräftige RCT, die D-Mannose mit Placebo vergleicht.
Quelle: Cochrane Library
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD013608.pub2/full