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Falsche Studien-Interpretation: Mangelhafte Forschungspraxis bei Homöopathie

Falsche Studien-Interpretation: Mangelhafte Forschungspraxis bei Homöopathie Falsche Studien-Interpretation: Mangelhafte Forschungspraxis bei Homöopathie Fotolia © Pete Atkin #44679288
Durch die Presse schwirren Artikel, die sich auf eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie beziehen. Demnach hätten Wissenschaftler aus Österreich einen bedenklichen Mangel an wissenschaftlichen und ethischen Standards im Bereich der Forschung zur Homöopathie festgestellt. Es läge ein hoher „Reporting-Bias“ vor. Dass diese Veröffentlichung im BMJ ihrerseits einem Bias unterliegt, wird aber verschwiegen. Denn sie verzichtet auf den Vergleich mit den Daten aus der konventionellen Forschung als Vergleichsgröße.


Forscher*innen der Universität für Weiterbildung Krems, der Karl Landsteiner Privatuniversität und der Medizinischen Universität Wien hätten einen bedenklichen Mangel an wissenschaftlichen und ethischen Standards im Bereich der Forschung zu Homöopathie festgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität für Weiterbildung Krems. Das werfe Fragen bei der Wirksamkeit der homöopathischen Mittel auf. Ferner heißt es in der Presseerklärung: „Eine aktuelle Studie zur Analyse der Evidenz bei Homöopathie lässt darauf schließen, dass die Forschung in diesem Bereich ein hohes Risiko für Verzerrungseffekte aufweist und die tatsächliche Wirkung von homöopathischen Mitteln daher erheblich überbewertet werden könnte. Grund dafür ist die fragwürdige wissenschaftliche Praxis im Rahmen der Forschung zu Homöopathie.“ Diese Nachricht wurde von vielen Medien aufgegriffen.

Dabei ist das, was in der Studie an der Homöopathie-Forschung kritisiert wird, eine in der gesamten Medizinforschung schon lange bekannte Problematik und heißt „Reporting Bias“. Es handelt sich dabei um Verzerrungseffekte in Studien, von der fast alle Studienbereiche betroffen sind.

Was in der Publikation der Universität allerdings passiert, ist schon erstaunlich. Denn im Vergleich zu den Verzerrungseffekten, die in der Darstellung von Forschungsergebnissen der konventionellen Medizin bekannt sind, sind diejenigen, die die aktuelle Untersuchung zur Homöopathie-Forschung aufzeigt, erheblich geringer. Das wird aber in der Pressemitteilung und auch in den Medienberichten verschwiegen. Vielmehr wird suggeriert, es handele sich um ein spezielles Problem der Homöopathie-Forschung.

Das Homeopathy Research Institute (HRI) hat in einer Stellungnahme die Schwachpunkte der Studie aufgezeigt und die fehlerhafte Interpretation der Ergebnisse richtiggestellt. Die Studienautoren hätten zwar selber geschrieben, dass „non-publication of trial results and selective outcome reporting …. is not a phenomenon that is limited to homeopathy”, aber sie würden den adäquaten Kontext, der eine Bewertung der Ergebnisse ermögliche, verschweigen. So weist das HRI darauf hin, dass bisher im BMJ veröffentlichte Studien zum Reporting Bias in allen medizinischen Bereichen folgende Ergebnisse gezeigt hätten: Zum einen werden die Ergebnisse der Hälfte aller registrierten klinischen Studien in der konventionellen Medizin nicht in den ersten zwölf Monaten veröffentlicht. Dagegen würden 62 % der Homöopathie-Studien in diesem Zeitrahmen veröffentlicht. Außerdem seien bei 43 % der Studien in der konventionellen Medizin Inkonsistenzen bei der Veröffentlichung zu beobachten, in der Homöopathie-Forschung läge der Prozentsatz nur bei 25 Prozent.

Originalpublikation

Gartlehner G et al. Assessing the magnitude of reporting bias in trials of homeopathy: a cross-sectional study and meta-analysis. BMJ Evidence-Based Medicine, 2022; eFirst. https://ebm.bmj.com/content/early/2022/01/30/bmjebm-2021-111846
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