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Arzneipflanze des Jahres 2022: Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus)

 Arzneipflanze des Jahres 2022: Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) Arzneipflanze des Jahres 2022: Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) AdobeStock © simona #475159638
Aufgrund der großen Bedeutung in der Kultur- und Medizingeschichte, der Forschung in der jüngeren Vergangenheit und wegen seines Potentials für die medizinische Nutzung hat der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde den Mönchspfeffer zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gewählt.


Bereits in der griechischen Antike war bekannt, dass die pfefferartig schmeckenden Früchte des Mönchspfeffers sexuelle Begierden abschwächen, den Griechen war er ein Symbol der Keuschheit. Daher auch der Name Vitex agnus-castus. “Agnus castus” leitet sich vom lateinischen “agnus” (Lamm) sowie “castus” (keusch, rein) ab. Daher heißt die Pflanze im Volksmund auch Keuschlamm. Der Gattungsname Vitex stammt vom lateinischen “viere” und bedeutet binden. Es drückt aus, dass die elastischen Zweige der Pflanze zum Flechten von Blumensträußen, von Zäunen, sowie zum Festbinden der Weinreben genutzt wurden.

Der drei bis fünf Meter hohe, baumartige Keuschlammstrauch wird neuerdings innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) eingeordnet. Er ist im Mittelmeerraum und Zentralasien verbreitet und bevorzugt alkalischen, durchlässigen Boden. An den hellbraunen, vierkantigen Zweige wachsen fünf- bis siebenzählig geteilte Laubblätter, die aromatisch, pfeffrig-würzig duften. Von August bis Oktober blühen violett-blaue, rosa und weiße Blüten. Später bilden sich wohlschmeckende dunkelbraune oder schwarze Samen, die aussehen und riechen wie Pfeffer.

Schon früh erkannte man die Heilkräfte der Früchte u.a. bei übermäßiger Erregung des Geschlechtstriebs und nutzte die gemahlenen Samen des Mönchspfeffers auch als Gewürzsamen, um z.B. den Geschlechtstrieb von Mönchen zu unterdrücken.

In den letzten Jahrzehnten wurde der Wirkmechanismus von Zubereitungen aus den Früchten des Mönchspfeffers wissenschaftlich untersucht. Es zeigte sich eine hemmende Wirkung auf die Prolaktinsekretion, eine dopaminantagonistische Wirkung, sowie ein EInfluss auf die Katecholaminausschüttung. Das Prolaktin, ein die Milchdrüsen und Milchbildung anregendes Hormon, wird gesenkt und darüber auch andere Sexualhormone beeinflusst, was die dämpfende Wirkung auf das sexuelle Verlangen sowohl bei Frauen als auch bei Männern erklärt. Zuviel Prolaktin stört aber auch den weiblichen Zyklus und ist oft ursächlich für das prämenstruelle Syndrom (PMS), Schwellung der Brüste (Mastodynie) und bestimmte Formen von fehlendem Eisprung.

In der Phytotherapie werden die Mönchpfefferfrüchte insbesondere bei Zyklusbeschwerden und Regelanomalien, Prämenstruellem Syndrom und Mastodynie verwendet.

Agnus castus in der Homöopathie

Die Arzneimittelprüfung von Agnus castus erschien im Jahr 1831 im “Archiv für die homöopathische Heilkunst”, allerdings mit nur 131 Symptomen. Ergänzungen aus Nachprüfungen sind nicht nennenswert, so dass diese Arznei nicht als “ausgeprüft” bezeichnet werden kann und eher das Dasein eines so genannten “kleinen Mittels” fristet. Es ist also kein Wunder, wenn sich die bekannten Indikationen fast nur auf funktionelle Störungen der Sexualfunktion beschränken.
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