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Patientenumfrage: Cannabis hilft bei Morbus Parkinson

Patientenumfrage: Cannabis hilft bei Morbus Parkinson Patientenumfrage: Cannabis hilft bei Morbus Parkinson Fotolia © Jag_cz #67594790
Eine Umfrage unter deutschen Patient*innen mit Parkinson ergab, dass über acht Prozent der Befragten Cannabisprodukte anwenden. Mehr als die Hälfte dieser Personen bewerten die Wirkung auf ihre Beschwerden als positiv.


Seit März 2017 ist medizinisches Cannabis mit dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ in Deutschland in schweren Erkrankungsfällen bei entsprechender medizinischer Indikation zu Lasten der Krankenkassen verschreibungsfähig.

Das Interesse am therapeutischen Einsatz von Cannabinoiden zur Linderung der Beschwerden wächst hierzulande auch bei Patienten mit Morbus Parkinson. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedern der Deutschen Parkinson Vereinigung, der mit fast 21.000 Mitgliedern größten Selbsthilfegruppe zu dieser Erkrankung. Die Forscher*innen untersuchten mit der Umfrage die Einstellung der Betroffenen zu medizinischem Cannabis und die Erfahrungen nach der Anwendung von Cannabisprodukten.

Insgesamt 1.348 Mitglieder der Selbsthilfevereinigung schickten einen ausgefüllten Fragebogen zurück. Die Auswertung zeigte, dass insgesamt das Interesse der Parkinson-Betroffenen an medizinischem Cannabis tatsächlich hoch, das Wissen zu dem Thema aber noch ausbaufähig ist. Rund die Hälfte (51 %) der Befragten wusste, dass ihnen Ärzte medizinisches Cannabis verordnen dürfen, jeder vierte (28 %) kannte die verschiedenen Verabreichungswege wie Inhalation und orale Einnahme. Allerdings kannten nur neun Prozent den Unterschied zwischen der psychoaktiven Droge Tetrahydrocannabinol (THC) und dem synthetischen Cannabidiol (CBD), das keine psychoaktive Wirkung hat.

8,4 % der Patient*innen hatten bereits Cannabinoide angewendet. Mahr als die Hälfte (54 %) dieser Nutzer*innen bewerteten die Wirkung auf ihre Beschwerden als positiv. Bei den Anwendern von oralem CBD waren 54 %, bei den Nutzern THC-haltigen Cannabis waren sogar 68 % mit der Wirkung zufrieden. Insgesamt war zudem die Gesamtverträglichkeit gut.

Zu den Symptomen, die von den Cannabinoid-Anwendern als gelindert genannt wurden, zählen Schmerzen und Muskelkrämpfe (bei je 40 %), Steifigkeit/Akinesie, Freezing, Zittern, Depressionen, Angstzuständen und Restless legs (bei je 20 %). Offensichtlich wird die Steifigkeit durch den Wirkstoff THC wirksamer gelindert als durch orale Produkte mit CBD, allerdings bei etwas geringerer Verträglichkeit von THC-Produkten.

Parkinson-Patient*innen, die Cannabis verwendeten, waren tendenziell jünger, lebten in Großstädten und waren besser über die rechtlichen und therapeutischen Aspekte von medizinischem Cannabis informiert. 65 Prozent der Befragten, die Cannabinoide bisher nicht nutzen, waren grundsätzlich an der Verwendung von medizinischem Cannabis interessiert.

Die Daten der Befragung bestätigen nach Ansicht der Studienautoren, dass Morbus-Parkinson-Patient*innen ein hohes Interesse an der Behandlung mit medizinischem Cannabis haben, ihnen aber das Wissen über die Einnahme und vor allem die Unterschiede zwischen den beiden wichtigsten Cannabinoiden, THC und CBD, fehlt.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Ergebnisse der Untersuchung auf subjektiven Berichten beruhen und dass klinisch angemessene Studien dringend erforderlich seien.

Quelle: aerzteblatt.de

Originalpublikation

Yenilmez, Ferhat et al. Cannabis in Parkinson’s Disease: The Patients’ View. Journal of Parkinson's Disease, vol. 11, no. 1, pp. 309-321, 2021
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