Kommunikation mit Patient*innen – die Wortwahl ist wichtig
Kommunikation mit Patient*innen – die Wortwahl ist wichtig
Ärzt*innen oder Heilpraktiker*innen haben die wichtige Aufgabe, ihren Patient*innen Befunde und Testergebnisse mitzuteilen und die Ergebnisse verständlich zu erläutern. Häufig verstehen Patient*innen aber gar nicht, was ihnen die Therapeuten erklären wollen. Wie wichtig hierbei eine umsichtige Kommunikation ist, konnte eine aktuelle Untersuchung zeigen.
Die randomisiert-kontrollierte Studie hat analysiert, welche Rolle die Wortwahl in der Ärzt*innen-Patient*innen-Kommunikation bei der Übermittlung von Befundergebnissen spielt. Grundsätzlich gilt das gegenseitige Verstehen als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Ärzt*innen/Therapeut*innen-Patient*innen-Kommunikation und eine gute medizinische Betreuung. Dies gilt insbesondere auch für die Vermittlung von nicht-numerischen Befundergebnissen.
Im Fokus der Untersuchung standen die Wertungen „positiv“ und „negativ“, die im medizinischen Kontext sehr unterschiedlich benutzt werden und teilweise anders gemeint sind als umgangssprachlich im Alltag. Ein positiver HIV- oder Corona-Test ist beispielsweise für die Betroffenen meist alles andere als positiv im umgangssprachlichen Sinn. Viele Befunde im medizinischen Kontext werden mit diesen Begriffen vermittelt, zum Beispiel auch Atemteste bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten etc. Die Interpretation für den Patienten ist oft schwierig.
Die Studie untersuchte deshalb in zwei Schritten, ob die Wortwahl bei der Übermittlung von medizinischen Befundergebnissen einen Einfluss auf das korrekte Verständnis durch medizinische Laien hat. Im ersten Schritt wurden Arztbriefe auf häufig genutzte Adjektive zur Übermittlung von Befundergebnissen analysiert. In nächsten Schritt wurde die Verständlichkeit von besonders relevanten Adjektiven getestet. Dazu wurden 1.131 Teilnehmende, die für die Bevölkerung Deutschlands repräsentativ waren, auf einer Online-Plattform rekrutiert. Die Teilnehmenden lasen im Rahmen des Tests die Ergebnisse eines Atemtests, wobei bei der Beschreibung des nicht-numerischen Testergebnisses zwischen den Adjektiven „positiv“ bzw. „negativ“ und „auffällig“ bzw. „unauffällig“ variiert wurde. Das Ergebnis: Eine geringfügige Änderung in der Kommunikation (Ersetzung von „positiv“ und „negativ“ durch „auffällig“ bzw. „unauffällig“) erhöht bei bestimmten Gruppen den Grad der Verständlichkeit erheblich. In erster Linie profitieren hierbei Menschen ohne Schulabschluss und mit einem eher niedrigen Bildungsgrad – eine Bevölkerungsgruppe, die ohnehin im medizinischen System benachteiligt sei, so die Studienautoren. Die Wahrscheinlichkeit für eine korrekte Zuordnung von Befunden stieg insbesondere in bildungsferneren Gruppen. Es hat sich also gezeigt, dass eine Verbesserung der Kommunikation schon durch einfache Maßnahmen bei entsprechender Sensibilisierung erreicht werden kann.
Die Bedeutung dieser Untersuchung wird durch eine aktuelle deutschlandweite Befragung des Institutes YouGov im Auftrag der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) bestätigt. Diese belegt, dass die Unterstützung von Menschen mit schwerer Erkrankung durch Aufklärung und Information verbessert werden muss. Weniger als die Hälfte (43 Prozent) der chronisch oder schwerer Erkrankten gibt an, hilfreiche Informationen oder Angebote für den Umgang mit ihrer Erkrankung bekommen zu haben. 22 Prozent haben zwar Informationen erhalten, empfanden diese aber nicht als hilfreich, und mehr als einem Viertel (27 %) wurden keine derartigen Informationen zur Verfügung gestellt. Diese Daten zeigen, dass Aufklärung im Krankheitsfall nicht in ausreichendem Maße an den Bedürfnissen der Patienten orientiert ist. Sowohl die Art der Kommunikation als auch deren Inhalte scheinen die Patienten häufig nicht gut zu erreichen.