Neue D-A-CH-Referenzwerte für die Vitamin-A-Zufuhr
Neue D-A-CH-Referenzwerte für die Vitamin-A-Zufuhr
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat, gemeinsam mit den Ernährungsgesellschaften aus Österreich und der Schweiz, die Referenzwerte für die Vitamin-A-Zufuhr überarbeitet.
Die empfohlene Zufuhr für Vitamin A beträgt für Frauen 700 µg Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) pro Tag und für Männer 850 µg RAE. Der Referenzwert wird nun in RAE angegeben, da er die Verwertung von Provitamin-A-Carotinoiden anders bewertet, als die bisher verwendeten Retinoläquivalente (RE). Neu ist auch, dass für β-Carotin kein separater Referenzwert mehr angegeben wird.
Das fettlösliche Vitamin A kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor. Gute Quellen sind Leber und daraus hergestellte Wurstwaren sowie Eier, Milch und Milchprodukte sowie einige Fischarten. Gemüse und Obst tragen durch ihren Gehalt an Provitamin A ebenfalls zur Vitamin-A-Versorgung bei. Karotten, Süßkartoffeln, Kürbis, rote Paprika, Grünkohl, Spinat, Feldsalat sowie Honigmelone, Aprikosen und Mango enthalten nennenswerte Mengen an β-Carotin, was das wirksamste Provitamin A ist.
Provitamin-A-Carotinoide sind nicht essenziell, insbesondere bei überwiegend vegetarischer bzw. veganer Ernährung für die Aufrechterhaltung eines adäquaten Vitamin-A-Status aber von besonderer Bedeutung. Eine rein pflanzliche Ernährung setzt für die Sicherstellung einer angemessen Vitamin-A-Zufuhr eine sehr bewusste Ernährungsweise und Lebensmittelauswahl voraus. Die empfohlene Zufuhr pro Tag lässt sich beispielsweise mit 150 Gramm gegarten Karotten, 150 Gramm gegartem Kürbis und 12 Gramm Rapsöl erreichen. Um Carotinoide optimal zu verwerten, sollten beispielsweise Karotten immer zusammen mit etwas Fett gegessen werden. Pro Mahlzeit reichen 2,4 bis 5 Gramm Fett aus, das entspricht ungefähr einem Teelöffel Öl im Salatdressing oder einem dünn bestrichenen Butterbrot. Vitamin-A-haltige tierische Lebensmittel enthalten natürlicherweise ausreichend Fett.
Was ist Vitamin A?
Vitamin A ist ein essenzieller, fettlöslicher Nährstoff, der für zahlreiche biologische Prozesse wie Sehvorgang, Immunfunktion, Zelldifferenzierung und Embryonalentwicklung notwendig ist. Der Begriff umfasst eine Gruppe von Verbindungen mit Vitamin-A-Wirkung. Die zentrale Wirkform ist Retinol. Es kann vom menschlichen Körper in andere Wirkformen umgewandelt und als Retinylester gespeichert werden. Dieses sogenannte vorgebildete Vitamin A ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten.Pflanzen enthalten eine Reihe von Provitamin-A-Carotinoiden, die in unterschiedlichem Maße zu Vitamin A umgewandelt werden können. β-Carotin ist aufgrund der hohen Umwandlungsrate und der mengenmäßigen Zufuhr das bedeutendste Provitamin A für die menschliche Vitamin-A-Versorgung.
Eine Überversorgung ist durch eine hohe Zufuhr von natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommendem Vitamin A kaum möglich. Eine unsachgemäße Einnahme von Vitamin-A-Präparaten, zum Beispiel als Nahrungsergänzungsmittel oder ein übermäßiger Verzehr von Leber kann langfristig eine Vitamin-A-Vergiftung mit Leberschäden verursachen.
Warum Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) statt Retinoläquivalent (RE)?
Die Provitamin-A-Carotinoide unterliegen Wechselwirkungen mit anderen Nahrungsinhaltsstoffen und besitzen eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit und Umwandlungsraten in die Vitamin-A-Wirkform Retinol. Der RAE berücksichtigt diese Unterschiede stärker. Durch verbesserte Berechnungsgrundlagen des RAE ist kein separater Referenzwert für β-Carotin mehr notwendig, er ist in der empfohlenen Zufuhrmenge enthalten. Beim Vergleich mit den D-A-CH-Referenzwerten ist zu beachten, dass viele Lebensmitteltabellen und Zufuhrempfehlungen einiger anderer Fachgesellschaften den RE verwenden.Wie wird der Referenzwert für die Vitamin-A-Zufuhr bestimmt?
Der Referenzwert für die Vitamin-A-Zufuhr wurde bislang anhand des durchschnittlichen Tagesbedarfs an Vitamin A abgeleitet. Die aktuelle Ableitung legt als wichtigstes Kriterium des Vitamin-A-Bedarfs die Aufrechterhaltung adäquater Vitamin-A-Leberspeicher zugrunde und schätzt den Bedarf anhand der sogenannten Olson-Gleichung. Durch die geänderte Ableitung sind die Referenzwerte niedriger als früher.Zusammen mit den überarbeiteten D-A-CH-Referenzwerten für Vitamin A veröffentlicht die DGE auch das aktualisierte Kapitel für Biotin und hat jeweils ein FAQ-Papier mit praxisbezogenen Fragen und Antworten zu beiden Nährstoffen zusammengestellt. Diese sind – ebenso wie die aktualisierten Referenzwerttabellen für alle Altersgruppen – kostenfrei im Internet zugänglich.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung