Stillen verringert die Anzahl von Viren im Darm von Säuglingen
Stillen verringert die Anzahl von Viren im Darm von Säuglingen
Wissenschaftler*innen konnten in einer aktuellen Studie zeigen, dass Stillen in Hinblick auf die Entwicklung der Darmflora von Neugeborenen vorteilhafter ist als eine reine Formula-Nahrung. Schon in kleinen Mengen beeinflusst Muttermilch die Ansammlung von Viren in der Darmflora, und schützt so vor potentiell pathogenen Keimen.
Die Ernährung von Säuglingen kann die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms und damit auch die Gesundheit von Babys beeinflussen. Dieser Zusammenhang konnte bereits in früheren Studien belegt werden. Unklar war bisher jedoch, wie genau sich die Ernährung von Säuglingen auf die Konzentration von Viren auswirkt. Dieser Frage ging ein Wissenschaftlerteam der Perelman School of Medicine in Philadelphia nach.
Die Forscher*innen sammelten zunächst die Stuhlproben der ersten Tage, das so genannte Mekonium, von Neugeborenen aus den USA und Botswana und untersuchten es auf Anzahl und Art der darin enthaltener Viren. Beim Mekonium handelt es sich um eine zähe, dunkle Masse aus abgeschilfertem Epithel der Schleimhäute des Darms, eingedickter Galle sowie mit dem Fruchtwasser verschluckten Haaren und Hautzellen. Die Untersuchung des Mekoniums mittels Genomsequenzierung und anderer Methoden ergab, dass die ersten Stuhlproben überwiegend frei von Viren waren. Bei einigen wenigen Babys konnten jedoch auch Viren im Darm nachgewiesen werden, bei denen es sich allerdings ausschließlich um für menschliche Zellen ungefährliche Bakteriophagen handelte.
Im Alter von einem Monat änderte sich das Bild. Bakterien und Viren waren im Darmmikrobiom der Säuglinge schon gut entwickelt. Die Viruskonzentration war zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine Milliarde pro Gramm Stuhl angestiegen, was in etwa der Besiedelung von Erwachsenen entspricht. Auch hier handelte es sich um Bakteriophagen. Bei der nächsten Untersuchung im Alter von 4 Monaten waren neben den Bakteriophagen auch Viren enthalten, die menschliche Zellen angreifen und damit Erkrankungen auslösen können.
Die Wissenschaftler konnten aber zeigen, dass Stillen einen positiven Effekt auf die Anzahl von Viren hatten, die durch die Muttermilch unterdrückt wurden. Das galt sowohl für die Kinder in den USA, als auch für die Säuglinge in Botswana. Der Effekt konnte auch dann beobachtet werden, wenn die Muttermilch durch zugefütterte Babynahrung ergänzt wurde. Bei reiner Formula-Ernährung blieb der schützende Effekt allerdings aus, vor allen Dingen bei den Säuglingen in Botswana. Die Forscher vermuten, dass der Lebensraum insofern eine Rolle spielen könnte, als die Anzahl und Art der Mikroorganismen, denen die Babys ausgesetzt sind, sich lokal unterscheiden. Trotzdem hätten auch die Kinder aus Botswana profitiert, wenn sie gestillt wurden – mit oder ohne ergänzende Babynahrung.
Quelle: aerzteblatt.de
Hier finden Sie die Studie.