Hypnotherapie beim Reizdarmsyndrom
Hypnotherapie beim Reizdarmsyndrom
Das Reizdarmsyndrom ist ein komplexes Geschehen, das häufig erst durch eine Kombination verschiedenster Maßnahmen wirksam behandelt werden kann. Nun hat eine Studie die Wirksamkeit sowohl einer individuellen Hypnotherapie als auch der Hypnotherapie in Gruppentherapie bei Patienten mit Reizdarmsyndrom untersucht. Beide haben sich dabei als effektiv herausgestellt.
Die Darmhypnose zur Behandlung eines Reizdarmsyndrom (RDS) wird zwar in nationalen und internationalen Behandlungsleitlinien empfohlen, ist aber in Deutschland noch nicht sehr verbreitet, u.a. weil entsprechend ausgebildete Therapeuten fehlen. Die Darmhypnose (engl: „gut directed hypnosis“) setzt direkt im Nervensystem an und bearbeitet an der Darm-Hirn-Achse fehlerhafte Verknüpfungen, falsche Erinnerungen und inadäquate Reflexantworten, so dass hier die eigentlichen Ursachen des Reizdarmsyndroms angegangen werden. Klinische Studien zur Darmhypnose belegen die gute Wirksamkeit der Darmhypnose bei Reizdarmbeschwerden sowohl kurz- als auch langfristig.
Für die Durchführung der Darmhypnose gibt es mehrere Optionen. Zum einen kann die Darmhypnose mit Hilfe eines persönlichen Therapeuten durchgeführt werden. Alternativ kann das Training durch Audioprogramme zur Selbstanwendung durchgeführt werden, die man individuell und zu Hause anwenden kann. Beide Varianten haben sich in Studien als ähnlich wirksam erwiesen.
Die aktuelle, randomisierte und kontrollierte Studie untersuchte nun, ob Hypnotherapie in Gruppentherapie ebenso wirksam ist wie eine individuelle Hypnotherapie. Sie wurde in elf Kliniken in den Niederlanden durchgeführt.
Studie untersuchte auch die Unterscheide zwischen Einzel- und Gruppentherapie
Die 354 Proband*innen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit diagnostiziertem RDS wurden im Verhältnis 3:3:1 randomisiert drei Gruppen zugeordnet: je 150 Patient*innen erhielten eine individuelle Hypnotherapie bzw. nahmen an einer Gruppenhypnotherapie teil. 54 Patient*innen dienten als Kontrollgruppe und erhielten eine beratende, nicht hypnotische Therapie. Die Behandlungszeit betrug zwölf Wochen. Die Patienten mit der individuellen Hypnotherapie erhielten alle zwei Wochen eine individuelle 45-Minuten dauernde Sitzung, die Patienten mit der Gruppenhypnotherapie alle zwei Wochen eine Gruppensitzung mit maximal sechs Teilnehmern über 60 Minuten. Beide Gruppen nutzten dasselbe Hypnotherapieprotokoll. Die Kontrollgruppe erhielt in identischem zeitlichen Aufwand edukatorische Gruppensitzungen mit maximal sechs Teilnehmern.Zwischen den Sitzungen sollten die Proband*innen der Hypnotherapiegruppen mit Hilfe einer CD täglich zu Hause 15 bis 20 Minuten üben, die Patient*innen der Kontrollgruppe sollten eine anderweitige Hausaufgabe mit einem Zeitbedarf von 15 bis 20 Minuten absolvieren.
Deutliche Wirkung der Hypnotherapie
Es zeigte sich ein deutlicher Effekt der Hypnotherapie nach Ablauf der zwölf Wochen. 40,8 % der Patienten mit einer individuellen Therapie und 33,2 % der Patienten berichteten über eine Besserung der Symptomatik. In der Kontrollgruppe waren es nur 16,7 % der Patienten.Die Wirkung hielt auch dauerhaft an, denn zwölf Monate nach Studienbeginn zeigten sich die positiven Effekte nach wie vor bei 40,8 % der Patienten, die eine individuelle Hypnotherapie erhalten hatten, und in der Gruppenhypnotherapie traf das sogar auf 49,5 % der Patienten zu. Bei der Kontrollgruppe galt es für 22,6 % der Patienten. Die Darmhypnose erwies sich demnach als wirksamer als die Kontrolltherapie. Gruppenhypnotherapie und individuelle Hypnotherapie waren gleichermaßen wirksam, d.h. die Gruppentherapie war keineswegs der Individualtherapie unterlegen. Angesichts der Tatsache, dass es an ausgebildeten Therapeuten fehlt, ist dies eine positive Erkenntnis der Studie.
Übrigens: Auch die Homöopathie kann bei Reizdarmpatienten zur Linderung beitragen. In der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung 01/2020 finden Sie interessante Beiträge zu dem Thema.