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Paracetamol in der Schwangerschaft doch nicht unproblematisch?

Paracetamol in der Schwangerschaft doch nicht unproblematisch? Paracetamol in der Schwangerschaft doch nicht unproblematisch? Fotolia # 132446325 © saulich84
Eine aktuelle Studie liefert Hinweise, dass die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft durch die Mutter das spätere Verhalten der Kinder beeinträchtigen könnte. Es fanden sich Anzeichen für ein stärkeres hyperaktives Verhalten sowie eine geschwächte Aufmerksamkeit bei Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatten.

Grundsätzlich gilt die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft als sicher und viele Frauen greifen in dieser Zeit darauf zurück. Laut Auswertung der Daten von rund 14.000 Schwangeren, die an der „Avon Longitudinal Study of Parents and Children“ (ALSPAC) teilgenommen hatten, haben rund 44 % der befragten Frauen Paracetamol in der Schwangerschaft eingenommen.

Schon erste Auswertungen der ALSPAC-Daten hatten die Einnahme von Paracetamol mit verschiedenen Verhaltensstörungen wie Autismus und der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung ADHS in Verbindung gebracht. Das Forscherteam hat sich die Daten nun noch einmal vorgenommen. Sie konnten eine Assoziation zwischen Paracotamol-Einnahme in der mittleren bis späten Schwangerschaft und späteren Verhaltensstörungen der Kinder feststellen. Auf kognitive Fähigkeiten oder Gedächtnisstörungen scheint die Paracetamol-Einnahme keinen Einfluss zu haben.

Langzeitdaten ausgewertet

Die Forscher werteten Fragebögen und Schulinformationen von 14.000 Kindern aus, die im Rahmen der ALSPAC erfasst worden waren. Die Studie ist ein Langzeitprojekt der Universität von Bristol, bei dem sich mehr als 14.000 schwangere Frauen zwischen 1991 und 1992 einschrieben. Im Rahmen des Projektes wurden seitdem die Gesundheit und die Entwicklung der Eltern, Kinder und Enkel im Detail verfolgt. 43 Prozent der im siebten Monat Schwangeren hatten angegeben, dass sie in den vorausgegangenen drei Monaten manchmal oder auch öfter Paracetamol eingenommen hatten. Die Forscher untersuchten nun die Daten auf eine Korrelation zwischen Paracetamol-Einnahme der Mütter und der Gedächtnisleistung, dem IQ und den vorschulischen Testergebnissen sowie dem Temperament und der Verhaltensweise der Kinder.

Andere Faktoren ausgeklammert

Dazu suchten sie in einem ersten Schritt nach Faktoren, die die Einnahme von Paracetamol beeinflussen, wie verschiedene Erkrankungen (Erkältung, grippale Infekte, aber auch Kopfschmerzen) und Vorerkrankungen (Asthma, Migräne), die den Einsatz des Mittels ausgelöst hatten. Auch der Lebensstil (Alkohol, ungesunde Ernährung) und „soziale“ Faktoren wurden berücksichtigt. In einem zweiten Schritt wurde nach den Auswirkungen der Paracetamol-Einnahme auf die Entwicklung der Kinder gesucht. Die oben genannten Faktoren wurden dabei als potenzielle Störfaktoren („Confounder“) gewertet.

Aufmerksamkeit scheint beeinträchtigt zu sein

Die Forscher*innen fanden eine Assoziation zwischen Hyperaktivitäts-Störungen, Aufmerksamkeitsdefiziten und Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern, deren Mütter das Schmerzmittel eingenommen hatten. Keinen Einfluss konnten die Forscher dahingegen in Hinblick auf Intelligenz, Kognition oder Gedächtnis feststellen.

Noch ist unklar, ob diese Merkmale sich tatsächlich auf die Einnahme von Paracetamol durch die Mütter zurückführen lassen. Es könnten auch die Erkrankungen, zu deren Behandlung die Frauen Paracetamol einnahmen, für die Störungen verantwortlich sein. Die Autoren schlussfolgern selbst, dass weitere Studien notwendig seien und ihre Ergebnisse nur eine Assoziation aber keine Kausalität belegen. Schwangere sollten trotzdem Zurückhaltung üben und nur bei ernsthaften Beschwerden Schmerzmittel einnehmen.

Quelle

aerzteblatt.de

Originalpublikation

Golding J, Gregory S, Clark R, Ellis G, Iles‐Caven Y, Northstone K: Associations between paracetamol (acetaminophen) intake between 18 and32 weeks gestation and neurocognitive outcomes in the child: A longitudinal cohort study. Paediatr Perinat Epidemiol. 2019; 00: 1–10.
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