Viel Zeit vor dem Bildschirm verzögert die Entwicklung von Kindern
Viel Zeit vor dem Bildschirm verzögert die Entwicklung von Kindern
Haben Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren einen hohen Medienkonsum, kann das später zu Entwicklungsverzögerungen führen. Das zeigt eine aktuelle kanadische Studie, die der Frage nachgegangen war, wie Bildschirmzeit und Entwicklung bei Kindern bis zu fünf Jahren zusammenhängen.
Kinder, die viel Fernsehen schauen oder viel am Computer oder Smartphone sitzen, schneiden bei Tests zu körperlichen und kognitiven Fähigkeiten oft schlechter ab als Kinder, die wenig Zeit vor Bildschirmen verbringen. Sie sind auch häufiger verhaltensauffällig. Ungeklärt ist bisher die Frage nach der Kausalität: Führen die Verhaltensprobleme zu einem höheren Medienkonsum, weil Eltern ihre Kinder so leichter beschäftigen können, oder verursacht der Medienkonsum die Verhaltensauffälligkeiten?
Dieser Frage gingen die kanadischen Wissenschaftler nun in ihrer Kohortenstudie nach. Dazu analysierten sie Daten einer prospektiven Schwangerschaftskohorte mit rund 2.450 Kindern. Die teilnehmenden Mütter hatten jeweils zwei, drei und fünf Jahre nach der Geburt einen Fragebogen (Ages and Stages Questionnaire, ASQ-3) zur motorischen, kognitiven und sozialen Entwicklung ihrer Kinder ausgefüllt. Darüber hinaus machten sie Angaben zur körperlichen Aktivität und zum Medienkonsum ihrer Kinder.
Bei Studienbeginn waren die Mütter im Schnitt 30 Jahre alt und gehörten der oberen Mittelschicht an. Es zeigte sich, dass die Kinder im Alter von zwei Jahren durchschnittlich 17 Stunden pro Woche vor Bildschirmen saßen. Mit drei Jahren war es 25 Stunden und mit fünf Jahren rund 11 Stunden Bildschirmzeit, wobei der Rückgang auf den Schuleintritt zurückgeführt wurde.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Kinder mit hoher Bildschirmzeit im Schnitt zu allen kontrollierten Zeitpunkten signifikant schlechtere Werte hinsichtlich ihrer Entwicklung hatten, als Kinder mit weniger Medienkonsum. Deutlich wurde auch, dass eine hohe Bildschirmnutzung im Alter von zwei Jahren eine signifikant langsamere Entwicklung mit drei und fünf Jahren nach sich zog. Allerdings gab es auch Kinder mit hoher Bildschirmnutzung und besonders guter Entwicklung.
Eine umgekehrte Korrelation konnten die Forscher nicht beobachten. Das heißt, ein niedriger Entwicklungsstand im Alter von zwei Jahren hing nicht mit erhöhter Bildschirmzeit zum Zeitpunkt der späteren Befragungen zusammen.
Wenn Eltern sich kümmern, fördern sie die Entwicklung der Kinder
Insgesamt war die Entwicklung umso besser, je öfter die Eltern ihren Kindern vorlasen, je mehr die Kinder schliefen und je mehr Zeit diese sich bewegten. Davon unabhängig bestand jedoch ein stabiler inverser Zusammenhang mit der Bildschirmzeit.Dass der negative Einfluss von Bildschirmzeit sich nicht bei allen Kindern gleichermaßen zeigt, scheint daran zu liegen, dass in diesen Fällen die Eltern sich trotz hoher Bildschirmzeit viel mit ihren Kindern beschäftigen und dadurch die negativen Effekte kompensieren, so die Forscher.
Quelle: Ärzte Zeitung online
Die Studie finden Sie hier.