Die Grünen und die Homöopathie – der Streit geht weiter, oder nicht?
Die Grünen und die Homöopathie – der Streit geht weiter, oder nicht?
Am 26. Juni haben Annalena Baerbock, Robert Habeck und Michael Kellner den ersten Entwurf eines neuen Grundsatzprogramms von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vorgestellt. Es hat nicht lange gedauert, da haben erste Homöopathie-Kritiker aus den Reihen der Partei frohlockt, das Ende der Homöopathie sei besiegelt. Dass dem keineswegs so ist, stellt Stefan Reis in einer Stellungnahme klar.
Eine Twitter-Nachricht sorgte am 26.06.2020 für ein wenig Aufregung. Als Kommentar zum Entwurf für ein Grundsatzprogramm bei den Grünen war aus deren eigenen Reihen zu lesen: „Damit wäre die Sache dann entschieden: bye bye Globuli.“ Wie zu erwarten, erntete der Tweet von einschlägigen Accounts zahlreiche begeisterte Kommentare.
Zur Sache: die Grünen legten am 26.06.2020 einen Entwurf vor, aus dem bis zum Herbst 2020 das neue Grundsatzprogramm werden soll. Das heißt: Entschieden ist hier also noch gar nichts.
Im Detail geht es um folgende Passage: „Leistungen, die medizinisch notwendig sind und deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist, müssen [!] von der Solidargemeinschaft übernommen werden.“ Darauf angesprochen, was das für die Homöopathie bedeute, verwies Robert Habeck in der Pressekonferenz auf einen weiteren Abschnitt in dem Entwurf, in dem es um Wissenschaft gehe und wo von „Validität und Reproduzierbarkeit“ die Rede ist.
Einmal abgesehen davon, dass Studien zur Homöopathie durchaus valide und reproduzierbar sind, hat das in Bezug auf die Erstattungsfähigkeit der Homöopathie keine Auswirkungen! Denn erstattungspflichtig ist sie ja ohnehin nicht.
Da wir aber gerade dabei sind: Zum Thema "Wissenschaft" findet sich auch folgende, uns Homöopath*innen durchaus sehr sympathische Forderung: „Gerade die freie, auf Neugier und Erkenntnis gerichtete Grundlagenforschung ist neben der Anwendungsforschung zur Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen ausreichend abzusichern. Wir brauchen eine Vielzahl von Alternativen und können angesichts der vielfältigen Krisen in der Welt keine Möglichkeit, sie zu lösen, von vornherein ausschließen. Entsprechend brauchen wir mehr und strukturell gut ausfinanzierte Grundlagenforschung.“
Grundlagenforscher*innen wie Stephan Baumgartner, Paul Doesburg, Alexander Tournier oder Gregor Kindelmann sowie viele andere können sich also freuen. Mit ein wenig Optimismus können sie nach der nächsten Bundestagswahl mit öffentlichen Geldern für ihre wertvolle Arbeit rechnen!
Stefan Reis