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Datenanalyse: Antibiotika-Krise droht schlimmer zu werden

Datenanalyse: Antibiotika-Krise droht schlimmer zu werden Datenanalyse: Antibiotika-Krise droht schlimmer zu werden AdobeStock #27653153 ©deagreez
Bis zum Jahr 2050 könnten weltweit mehr als 39 Millionen Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen sterben, bei weiteren 169 Millionen Todesfällen könnten solche Erreger zumindest eine Rolle spielen. Ein besserer Zugang zu Antibiotika und eine bessere Gesundheitsvorsorge könnten viele Menschenleben retten – zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine aktuelle Studie zu antimikrobiellen Wirkstoffen.


Ein Forschungsteam um Christopher Murray von der University of Washington in Seattle nutzte für die Studie des Global Research on Antimicrobial Resistance (GRAM)-Projekts 520 Millionen Datensätze, um die Entwicklung der Antibiotikaresistenzen im Zeitraum von 1990 bis 2021 in einem Computermodell darzustellen. Auf dieser Basis entstand die erste eingehende Analyse der globalen gesundheitlichen Auswirkungen der Antibiotikaresistenz (AMR) im Zeitverlauf von 1990 bis 2021 sowie eine darauf aufbauende Prognose bis 2050 für 204 Länder und Gebiete.

Zwischen 1990 und 2021 starben demnach weltweit jedes Jahr mehr als eine Million Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen. In diesem Zeitraum ging die Zahl der Todesfälle durch AMR bei Kindern unter fünf Jahren um 50 % zurück, die Zahl der Todesfälle bei Menschen im Alter von 70 Jahren und älter nahm jedoch um mehr als 80 % zu. Diese Trends werden sich voraussichtlich in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen, wobei sich die AMR-Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren bis 2050 weltweit halbieren und die Todesfälle bei Menschen über 70 Jahren mehr als verdoppeln werden.

Die Studie schätzt außerdem, dass im Jahr 2050 1,91 Millionen Menschen an den Folgen von Antibiotikaresistenzen sterben könnten, was einem Anstieg von fast 70 % pro Jahr im Vergleich zu 2022 entspricht. Im gleichen Zeitraum wird die Zahl der Todesfälle, bei denen AMR-Bakterien eine Rolle spielen, um fast 75 % von 4,71 Millionen auf 8,22 Millionen pro Jahr ansteigen.

Die Zahl der Todesfälle, die direkt auf AMR zurückzuführen sind, ist in fünf Weltregionen am stärksten gestiegen: im westlichen Afrika südlich der Sahara, im tropischen Lateinamerika, im einkommensstarken Nordamerika, in Südostasien und in Südasien.

Die Todesfälle durch methicillinresistente S. aureus (MRSA) haben weltweit am stärksten zugenommen und lagen im Jahr 2021 bei ca. 130.000 Todesfällen – mehr als eine Verdoppelung gegenüber 57.200 im Jahr 1990. Bei den gramnegativen Bakterien – die zu den resistentesten gegen antimikrobielle Medikamente gehören – stieg die Resistenz gegen Carbapeneme stärker an als gegen jede andere Art von Antibiotika: von 127.000 im Jahr 1990 auf 216.000 im Jahr 2021.

Die Ergebnisse würden die Notwendigkeit von Maßnahmen wie verstärkte Infektionsprävention, Impfungen, Minimierung des unangemessenen Antibiotikaeinsatzes und Erforschung neuer Antibiotika verdeutlichen, um die für 2050 prognostizierte Zahl der AMR-Todesfälle zu verringern, so die Forschenden. Es seien dringend neue Strategien nötig.

Anmerkung der Newsletter-Redaktion des VKHD: Strategische Vorschläge machen wir gerne!


Originalpublikation

Kariuki S. Global burden of antimicrobial resistance and forecasts to 2050. The Lancet 2024, Volume 404, Issue 10459: 1172–1173
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)01885-3/abstract
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