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Neuer Test verbessert Diagnose von Erdnuss-Allergie

Neuer Test verbessert Diagnose von Erdnuss-Allergie Neuer Test verbessert Diagnose von Erdnuss-Allergie Fotolia #20892072 ©Eisenhans
Forschende haben einen Test entwickelt, der die Diagnose von Allergien vereinfachen soll. Dessen Wirksamkeit wurde nun mit klinischen Proben von Kindern und Jugendlichen, die an einer Erdnussallergie leiden, bestätigt. Die Ergebnisse könnten die klinische Diagnostik von Allergien künftig grundlegend verbessern.


Nahrungsmittelallergien stellen weltweit ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar. In einigen Ländern sind bis zu zehn Prozent der Bevölkerung betroffen, in erster Linie Kleinkinder. Insbesondere die Erdnussallergie gehört zu den häufigsten Erkrankungen und äußert sich oft in schweren, potenziell lebensbedrohlichen Reaktionen. Die Belastung durch Nahrungsmittelallergien wirkt sich nicht nur auf die betroffenen Personen aus, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf deren Familien, das Gesundheitssystem und die Lebensmittelindustrie. Der orale Provokationstest, bei dem die Betroffenen das Allergen (z. B. Erdnussextrakt) unter Aufsicht einnehmen, um die allergische Reaktion zu testen, gilt nach wie vor als der Goldstandard in der Diagnostik. Die Methode ist jedoch aufwändig und birgt gesundheitliche Risiken. Auch der Allergen-Prick-Hauttest und der Bluttest sind oftmals nicht sehr genau, was zu Fehldiagnosen und unnötiger Nahrungsmittelvermeidung führen kann.

Ein Team von Forschenden der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, hat 2022 einen alternativen Test entwickelt. Dieser ahmt die allergische Reaktion im Reagenzglas nach und bietet somit eine attraktive Alternative zu gängigen Tests. In einer klinischen Studie haben die Berner Forschenden in Zusammenarbeit mit Partnern vom Hospital for Sick Kids in Toronto, Kanada nun die Wirksamkeit des Tests an Proben von Kindern und Jugendlichen mit bestätigter Erdnuss-Allergie und einer gesunden Kontrollgruppe geprüft. Sie konnten zeigen, dass der neue Test eine höhere diagnostische Genauigkeit hat als die bisher verwendeten Methoden.


Mastzellaktivierungstest als geeignete Alternative


Die häufigsten Nahrungsmittelallergien gehören zu den Typ I Allergien. Sie entstehen, wenn der Körper als Reaktion auf eigentlich harmlose Stoffe (Allergene), Antikörper der Klasse Immunglobulin E (IgE) bildet. Diese Antikörper binden an spezifische Rezeptoren auf den sogenannten Mastzellen. Dabei handelt es sich um spezialisierte Zellen des Immunsystems, die eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen und Entzündungen spielen. Sie befinden sich hauptsächlich im Gewebe, etwa in der Darmschleimhaut, und werden durch die Bindung der Antikörper auf das Allergen vorbereitet und sensibilisiert. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen bindet dieses direkt an die mit Antikörpern beladenen Mastzellen, wodurch diese aktiviert werden und eine allergische Reaktion auslösen. Bei dem von den Berner Forschenden entwickeltem Hoxb8 Mastzellaktivierungstest (Hoxb8 MAT), werden im Labor gezüchtete Mastzellen mit Blutserum von Allergiker*innen in Kontakt gebracht. Die Mastzellen binden die IgE-Antikörper aus dem Serum und werden dadurch sensibilisiert. Anschließend können die Forschenden die Mastzellen mit verschiedenen Mengen der zu testenden Allergene stimulieren. Die Quantifizierung der aktivierten Mastzellen lässt darauf schließen, wie allergisch ein Patient oder eine Patientin auf das getestete Allergen ist, ohne dass er oder sie das Nahrungsmittel einnehmen muss.


Höhere diagnostische Genauigkeit als gängige Tests


Für die Studie wurden Serumproben von insgesamt 112 Kindern und Jugendlichen verwendet, die bereits an einer Studie in Kanada teilgenommen hatten und für die eindeutige diagnostische Daten über ihren Erdnussallergiestatus vorlagen. Die im Labor gezüchteten Mastzellen wurden mit deren Serum sensibilisiert und anschließend mit Erdnussextrakt stimuliert. Der zellbasierte Test war einfach durchzuführen und hat einwandfrei funktioniert. Innerhalb von zwei Tagen waren alle Proben gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass sehr viele Seren der Allergiker*innen eine Allergendosis-abhängige Aktivierung aufwiesen, während fast alle Proben der nicht allergischen Kontrollen die Mastzellen nicht aktivierten. Aus diesen Daten konnte eine außergewöhnlich hohe diagnostische Genauigkeit von 95 Prozent berechnet werden, so die Studienautoren.

Zudem wurden die in der Studie gemessenen Daten im direkten Vergleich mit anderen, in der Klinik etablierten, diagnostischen Methoden analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass der Hoxb8 MAT-Test eine merklich höhere Genauigkeit aufwies als die gängige Messung von Allergen-spezifischen IgE- Antikörpern im Blut oder der oft angewandte Hauttest. Der Quervergleich mit anderen klinischen Tests sei enorm wichtig gewesen, um herauszufinden, welcher von diesen die allergische Reaktion der Betroffenen am verlässlichsten abbildet. Der neue Mastzellaktivierungstest habe den Vorteil, dass er funktionell sei und dadurch viele Parameter, die für die Auslösung der Allergie wichtig sind, mit einbeziehe, so die Forschenden. Der neue Test basiere zudem auf stabilem Blutserum, das mittels einfacher Blutentnahme abgenommen und anschließend im Gefrierschrank aufbewahrt werden könne. Dadurch würden herausfordernde logistische Hürden, wie sie bei anderen Methoden auftreten, wegfallen. Die Studie konnte zudem zeigen, dass der Hoxb8 MAT-Test zu weniger falsch negativen Resultaten führt. Was in dieser Studie für die Diagnose von Erdnuss-Allergien gezeigt wurde, könne auf einfache Art und Weise auch auf andere Allergien angewandt werden.


Originalpublikation


Bachmeier-Zbären N, Celik A, van Brummelen R et al. Clinical utility analysis of the Hoxb8 mast cell activation test for the diagnosis of peanut allergy. Allergy (2024)
URL: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/all.16341

Quelle: Universität Bern
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