Nationaler Aktionsplan zur Förderung der Gesundheitskompetenz
Nationaler Aktionsplan zur Förderung der Gesundheitskompetenz
Wir hatten bereits im März 2017 über den „Nationalen Aktionsplan zur Förderung der Gesundheitskompetenz“ berichtet. Inzwischen wurden von Fachleuten 15 Empfehlungen ausgearbeitet, wie sich die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung verbessern lässt.
Jeder und jede Zweite in Deutschland hat eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz: Es fällt diesen Menschen schwer, gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen und angemessen damit umzugehen. Dagegen will ein Expertenteam aus Wissenschaft und Praxis mit dem „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ vorgehen. Ihr Plan umfasst 15 konkrete Empfehlungen, die alle gesellschaftlichen Akteure einbinden und darauf abzielen, sowohl das Gesundheitssystem nutzerfreundlicher zu gestalten als auch die Gesundheitskompetenz des Einzelnen zu fördern.
Eine steigende Lebenserwartung, die Zunahme chronischer Erkrankungen, ein sehr komplexes Gesundheitssystem und die digitale Informationsflut lassen die Anforderungen an die Gesundheitskompetenz der Menschen immer weiter ansteigen, so die Autorinnen und Autoren des Aktionsplans. Besonderen Handlungsbedarf sehen sie bei Menschen mit geringerem Bildungsniveau, Älteren, chronisch Kranken und Menschen mit Migrationshintergrund.
Förderung schon in jungen Jahren
Die Förderung der Gesundheitskompetenz muss nach Vorstellung der Expertinnen und Experten so früh wie möglich im Lebenslauf beginnen. Systematische Angebote sollte es bereits in Kita und Schule, aber auch am Arbeitsplatz bzw. im beruflichen Kontext sowie im Wohnumfeld und den Kommunen geben. In Deutschland sollten nicht zuletzt Medien und Konsumgüterhersteller als Akteure in die Pflicht genommen werden, letztere zum Beispiel durch klare Kennzeichnungspflichten wie die Lebensmittelampel.Qualitätssiegel unbekannt
Zwar stehen heute so viele Informationen zu Gesundheitsthemen wie noch nie zur Verfügung, doch scheint dies die Orientierung für viele Nutzer eher zu erschweren. Das belegt auch eine den Aktionsplan begleitende Umfrage von YouGov im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Danach sieht sich nur etwa jede dritte Person dazu in der Lage, im Internet seriöse von unseriösen Gesundheitsinformationen zu unterscheiden. Zwar gibt es bereits drei Qualitätssiegel für medizinische Internetseiten, aber 84 Prozent der Befragten kennen diese laut Umfrage gar nicht. Es würden evidenzbasierte, transparente und laienverständliche Gesundheitsinformationen gebraucht, aber auch Akteure im Gesundheitswesen, die das vermitteln können.Laut dem Aktionsplan soll Gesundheitskompetenz als Standard auf allen Ebenen des Gesundheitssystems verankert werden. Konkrete Empfehlungen betreffen mehr Transparenz und den Abbau komplexer administrativer Prozesse im Gesundheitssystem sowie die gezielte Unterstützung von Ärzten und Pflegepersonal dabei, mit Patienten verständlich zu kommunizieren.
Weitere Aktionsfelder betreffen chronisch kranke Menschen, die lebenslang kompetent mit ihrer Krankheit umgehen müssen, sowie den systematischen Ausbau der Forschung zum Thema Gesundheitskompetenz, ohne die ein Fortschritt auf diesem Gebiet nicht denkbar ist.
Die 15 Empfehlungen des Aktionsplans im Überblick
1. Das Erziehungs- und Bildungssystem in die Lage versetzen, die Förderung von Gesundheitskompetenz so früh wie möglich im Lebenslauf zu beginnen2. Die Gesundheitskompetenz im Beruf und am Arbeitsplatz fördern
3. Die Gesundheitskompetenz im Umgang mit Konsum- und Ernährungsangeboten stärken
4. Den Umgang mit Gesundheitsinformationen in den Medien erleichtern
5. Die Kommunen befähigen, in den Wohnumfeldern die Gesundheitskompetenz ihrer Bewohner zu stärken
6. Gesundheitskompetenz als Standard auf allen Ebenen im Gesundheitssystem verankern
7. Die Navigation im Gesundheitssystem erleichtern, Transparenz erhöhen und administrative Hürden abbauen
8. Die Kommunikation zwischen den Gesundheitsprofessionen und Nutzern verständlich und wirksam gestalten
9. Gesundheitsinformationen nutzerfreundlich gestalten
10. Die Partizipation von Patienten erleichtern und stärken
11. Gesundheitskompetenz in die Versorgung von Menschen mit chronischer Erkrankung integrieren
12. Einen gesundheitskompetenten Umgang mit dem Krankheitsgeschehen und seinen Folgen ermöglichen und unterstützen
13. Fähigkeit zum Selbstmanagement von Menschen mit chronischer Erkrankung und ihren Familien stärken
14. Gesundheitskompetenz zur Bewältigung des Alltags mit chronischer Erkrankung fördern
15. Die Forschung zur Gesundheitskompetenz ausbauen
Quelle AOK
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