Lichttherapie wirkt auch bei manisch-depressiven Personen
Lichttherapie wirkt auch bei manisch-depressiven Personen
Wissenschaftler aus Chicago konnten in einer aktuellen Studie zeigen, dass sich eine bipolare Depression mit hellem Tageslicht zur Mittagszeit deutlich lindern lässt. Die Remissionsrate lag den Studienautoren zufolge dreifach höher als in einer Kontrollgruppe mit Rotlicht.
Die Wirksamkeit einer Lichttherapie ist insbesondere für leichte bis mittelschwere saisonal abhängige Depressionen (SAD) belegt. Bei anderen Depressionsformen oder einer schweren Winterdepression kommt sie zusätzlich zu einer Psychotherapie oder einer medikamentösen Therapie zum Einsatz. Während der Lichttherapie sitzt der Patient vor einer Leuchte, die zwischen 5.000 und 10.000 Lux stark sein sollte. Das Licht erreicht die Netzhaut auch durch geschlossene Augenlider und steuert das Zusammenspiel der körpereigenen Hormone Melatonin und Serotonin. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht entschlüsselt. Mehrere Studien haben eine Wirkung bei Anwendung in den Morgenstunden belegt. Für Patienten mit einer bipolaren Störung scheint jedoch eine Bestrahlung in der Mittagszeit effektiver zu sein. Zumindest deutet die aktuelle Studie aus den USA darauf hin.
Das Wissenschaftlerteam schloss 46 Patienten mit eine Bipolar-I- oder -II-Störung in ihre randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Studie ein. Die Patienten waren im Schnitt 45 Jahre alt, litten an moderaten bis schweren depressiven Episoden und hatten bereits drei psychiatrische Klinikaufenthalte hinter sich. Die Probanden durften die vor Studienbeginn bereits genommen Medikamente (Stimmungsaufheller und Antidepressiva) auch weiterhin nehmen.
Therapie zwischen 12.00 und 14:30 Uhr
Die Probanden wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe erhielt sechs Wochen lang eine Lichttherapie mit 7000-Lux hellem Tageslicht, die andere eine Behandlung mit dunklerem 50 Lux Placebo Rotlicht. Die Probanden sollten sich täglich zwischen 12:00 und 14:30 Uhr vor ihre Lichtbox setzen.
Deutlich höhere Remissionsraten bei Lichttherapie am Mittag
In den ersten drei Wochen nach Therapiebeginn zeigten sich kaum Unterschiede bei den Remissionsraten der beiden Gruppen. Erst nach sechs Wochen wurden die Unterschiede signifikant. 68% der manisch-depressiven Patienten hatten mit der Tageslichtbehandlung eine Remission erzielt. In der Kontrollgruppe mit Rotlichttherapie waren es nur 22 Prozent. Nicht nur bei der Remissionsrate sondern auch in Bezug auf das Funktionsniveau der Betroffenen zeigten sich Unterschiede. Die Teilnehmer der Verum-Gruppe konnten sich besser konzentrieren und verbrachten nicht mehr so viel Zeit im Bett. In beiden Gruppen besserten sich Schlafqualität und Ängste. Auch die sozialen Probleme gingen zurück, bei der Gruppe mit der Tageslichttherapie waren die Werte besser im Vergleich zur Rotlichtbehandlung. Die Unterschiede waren jedoch nicht signifikant.
Lichttherapie zumindest als adjuvante Therapie
Die Forscher haben keine Erklärung, warum Mittagslicht besser geeignet ist als Morgenlicht. Die Ergebnisse müssten nun in größeren Studien überprüft werden. Die Autoren sehen die Lichttherapie zumindest als nebenwirkungsarme Ergänzung einer Arzneimittelbehandlung.
Quelle: Ärzte Zeitung online, 07.12.2017
Die Studie finden Sie hier.