Neubewertung der Hormonersatztherapie
Neubewertung der Hormonersatztherapie
Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen beeinträchtigen den Alltag vieler Frauen während der Menopause. Betroffene Frauen wurden früher mit einer Hormonersatztherapie (HET) behandelt. Im Jahr 2002 erschien jedoch eine große US-amerikanische Studie, die die Hormonersatztherapie als Gesundheitsrisiko einschätzte und für Schlagzeilen sorgte.
Seitdem wurden deutlich weniger Frauen mit der HET therapiert. Nun veröffentlichen dieselben Studienautoren neue Daten und rudern in ihrer Einschätzung zurück.
Die Hormonersatzbehandlung (HET) galt in "schulmedizinischen" Fachkreisen lange Zeit als die wirksamste Methode zur Behandlung von Frauen mit klimakterischen Beschwerden. Im Jahr 2002 erschien jedoch die sogenannte WHI (Women's Health Initiative)-Studie, die die HET in Misskredit brachte. Die Studie attestierte Frauen, die eine HET erhalten hatten, ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und für Brustkrebs. Die Studie wurde vorzeitig gestoppt, weil die Quote kardiovaskulärer Ereignisse und das Risiko für Brustkrebs signifikant höher lagen als mit Placebo.
Die WHI-Studie ist seitdem in vielen Punkten kritisiert worden, insbesondere wegen des recht hohen Durchschnittsalters der Frauen von 63 Jahren. Berücksichtigt werden muss auch der Umstand, dass die primären Endpunkte der Studie die KHK-Ereignisse und Brustkrebs waren. Es ging also um Primärprävention und nicht um die Behandlung der Wechseljahrbeschwerden.
Autoren warnten bereits 2016 vor falschen Schlüssen
Bereits 2016 hatten sich zwei der Studienautoren zu Wort gemeldet, die bedauerten, dass die Ergebnisse ihrer Studie nicht differenziert genug betrachtet und unzulässig verallgemeinert worden seien. Die Ergebnisse der Studie mit den vielen älteren Frauen seien auf eine Altersgruppe mit durchschnittlichem Menopausealter (51 Jahre) und Hitzewallungen übertragen worden.
Neuer Ansatz: Sterblichkeit nach HET ist niedriger
2017 nahmen sich die Forscher die Daten der Studie erneut vor. Diesmal überprüften sie, ob bis Ende 2014 mehr Frauen nach einer Hormonbehandlung verstorben waren als Patientinnen der Kontrollgruppe, und an welchen Krankheiten sie starben. Die Forscher untersuchten also nicht das Auftreten von Erkrankungen, sondern die Sterblichkeitsrate. Diese lag in der Verumgruppe für alle Todesursachen zusammen bei 27,1 %, bei den Frauen in der Kontrollgruppe waren es 27,6 %. Für Frauen, die zum Zeitpunkt der Behandlung jünger als 60 Jahre als waren, lag das Sterblichkeitsrisiko der hormonbehandelten Frauen tendenziell niedriger als bei den Frauen der Kontrollgruppe.
Viele Mediziner sehen damit nun die Behandlung der Wechseljahresbeschwerden mit der Hormonersatztherapie als rehabilitiert. Man müsse auch die 2002 festgestellten Vorteile - Wirkungen der Hormonersatztherapie im Hinblick auf Diabetes, Alzheimer und Darmkrebs - überprüfen.
Quelle: DAZ online
Die aktuelle Studie finden Sie hier.