Myrte besitzt Anti-Tumor-Wirkung
Myrte besitzt Anti-Tumor-Wirkung
Wissenschaftler aus Jena konnten zeigen, wie ein Wirkstoff der Myrte Krebswachstum aufhält. Sie fanden heraus, dass das Hitzeschockprotein Hsp60 s bestimmte Proteine der Mitochondrien schützt und so deren Inaktivierung durch Zellstress verhindern.
Die Myrte gehört zur Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Sie ist eher unscheinbar. Sie wächst vor allem im Mittelmeerraum. In der Antike kam sie bei der Verehrung der Göttin Aphrodite zum Einsatz, heute wird sie als Gewürz sowie in der Likörherstellung verwendet. Aus den Früchten und Blättern wird zudem Myrtenöl gewonnen, das wirksam ist gegen Bakterien und Pilze. Zudem ist es schleimlösend. In der Naturheilkunde wird die Myrte vor allen Dingen bei Atemwegserkrankungen eingesetzt.
Nach und nach enthüllen Wissenschaftler, was noch alles in der buschigen Pflanze steckt. So konnten Forscher bereits vor einigen Jahren belegen, dass der Wirkstoff Myrtucommulon, der aus den Blättern des Myrtestrauches gewonnen wird, eine antibakterielle, entzündungshemmende und antioxidative Wirkung hat. Sogar Krebszellen kann der Naturstoff in relativ niedriger Konzentration bekämpfen und geht dabei äußerst selektiv vor: Er greift, etwa bei Leukämie, nur die Krebszellen an, verschont aber alle anderen weißen Blutzellen.
Wo der Wirkstoff genau andockt
Die Wissenschaftler aus Jena wollten nun wissen, wie genau der Wirkstoff den Krebs aufhält. Bisher war ihnen bekannt, dass Myrtucommulon die Mitochondrien einer Krebszelle attackiert. Da sich Tumorzellen sehr schnell verbreiten, sind sie auf die Energie dieser „Zellkraftwerke“ besonders angewiesen. Liegt eine Störung vor, gerät das Krebswachstum ins Stocken. Offen war, wo der Wirkstoff genau andockt. Um gezielt das Protein in den Mitochondrien einer Leukämiezelle herauszugreifen, das mit dem Wirkstoff interagiert, haben die Forscher eine „Angel“ mit Myrtucommulon als Köder gebaut, an dem nur das entsprechende Protein-Gegenstück anbeißen kann. Zwar hafteten nach dem Versuch mehrere Proteine an der Angel, aber nur eines direkt am Köder, alle anderen eher an der Schnur oder der als Rute dienenden Matrix.
Hitzeschockprotein Hsp60
Nach einigen Analysen konnten die Wissenschaftler schließlich das passende Puzzleteil identifizieren: Es handelt sich um das Hitzeschockprotein Hsp60, das zu den sogenannten Chaperon-Proteinen gehört. Diese besonderen Chaperone schützen bestimmte Proteine der Mitochondrien und verhindern so deren Inaktivierung durch Zellstress. Schaltet man sie aus, kann das ganze Zellkraftwerk lahmgelegt werden.
Wen die „Anstandsdame“ bewacht
Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler sogar die beiden Proteine genau bestimmen, die von Hitzeschockprotein Hsp60 bewacht werden. Bisher war zwar bekannt, dass diese beiden Proteine das Tumorwachstum fördern, dass sie aber von Hsp60 geschützt werden, ist eine neue Erkenntnis. Somit haben die Forscher zum einen den Bindungspartner des Myrtucommulons identifiziert und somit wertvolle Informationen über die Wirkungsweise dieser Substanz erfahren. Zum anderen haben sie neue Erkenntnisse über die biologischen Prozesse innerhalb einer Tumorzelle gewonnen.
Originalpublikation
Wiechmann K., Müller H., König S., Wielsch N., Svatoš A., Jauch J., Werz O. (2017) Mitochondrial chaperonin HSP60 is the apoptosis-related target for myrtucommulone. Cell Chem. Biol., Doi: 10.1016/j.chembiol.2017.04.008.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28457707