Chemotherapie bei Brustkrebs: Kältekappe gegen Haarausfall
Chemotherapie bei Brustkrebs: Kältekappe gegen Haarausfall
Zwei Studien aus den USA konnten zeigen, dass Kältekappen helfen, den chemotherapiebedingten Haarausfall bei Brustkrebspatientinnen signifikant zu reduzieren. Die Kappen zeigten sich bei fast 50 % der Fälle als wirksam und wurden gut vertragen. Eine gute Botschaft also für viele Krebspatientinnen.
Haarausfall zählt zu den am meisten gefürchteten Nebenwirkungen der Chemotherapie. Mit dem sogenannten „Scalp Cooling“ scheint die chemotherapiebedingte Alopezie verhindert oder reduziert werden zu können. Zumindest deuten die Ergebnisse von zwei Studien aus den USA darauf hin.
Silikonkappen kühlen Kopfhaut auf 15°C ab
Mit Hilfe von Silikonkappen, in denen ein Kühlmittel zirkuliert, wird die Kopfhaut allmählich auf etwa 15°C abgekühlt. Die Kappen wurden in den Studien eine halbe Stunde vor Beginn der Infusion aufgesetzt und blieben bis zu 2 Stunden nach Infusionsende auf dem Kopf der Patientinnen.
Mit der über die Kappen auf der Kopfhaut applizierten Kälte erreichen die Forscher eine Vasokonstriktion, die verhindert, dass die Zytostatika die Haarfollikel erreichen. Außerdem werden die Haarfollikel so in ihrer Stoffwechselaktivität behindert. Das ist von Bedeutung, weil Haarfollikelzellen durch ihre hohe Teilungsrate besonders stark auf eine Chemotherapie reagieren.
SCALP-Studie
An der ersten randomisierten Multicenterstudie, der sogenannten SCALP-Studie (Scalp Cooling Alopecia Prevention), nahmen 182 Brustkrebspatientinnen im Frühstadium teil, die vier Infusionszyklen auf der Basis von Taxanen und/oder Anthrazyklinen erhielten.
Als primärer Endpunkt wurde die Erhaltung der Kopfhaare nach dem vierten Zyklus festgelegt (kein Haarverlust oder weniger als 50 % Haarverlust, sodass keine Perücke benötigt wird). Die Studie war für Jahre geplant, wurde aber wegen der eindeutigen Überlegenheit der Intervention mit den Kühlkappen vorzeitig gestoppt.
Deutlich weniger Haarverluste
Eine geplante Interimsanalyse konnte zeigen, dass die Erfolgsrate bei der Interventionsgruppe bei 50,5 % lag, in der Vergleichsgruppe bei 0 %. 5 % der Teilnehmerinnen in der Scalp-Cooling-Gruppe hatten nahezu keinen Haarverlust, 63 % in dieser Gruppe trugen Perücken oder Kopftücher, während in der Kontrollgruppe diese alle trugen.
Als Nebenwirkungen der Kältekappen wurden Kältegefühl, Kopfschmerzen und Schwindel beobachtet, allerdings in einem vertretbaren Maß. In Bezug auf die Lebensqualität war kein Unterschied zwischen den Gruppen festzustellen.
Beobachtungsstudie zeigt auch verbesserte Lebensqualität
Bei der zweiten Studie handelte es sich um eine Beobachtungsstudie, an der 117 Probandinnen teilnahmen. 101 Patientinnen trugen Kühlkappen während der Chemotherapie, 16 Frauen dienten als Kontrollgruppe. Zur Chemotherapie wurden vor allem Docetaxel und Cyclophosphamid über vier bis sechs Zyklen eingesetzt. 61 % der Frauen der Verumgruppe hatte einen Haarverlust unter 50 %, 5 % gar keinen. Die Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe verloren dagegen alle ihre Haare.
Gestiegene Lebensqualität
In dieser Studie ließ sich eine deutliche Besserung der Lebensqualität der Verumgruppe beobachten. So berichteten nur 27,3 % der Interventionsgruppe, aber 56,3 % aus der Kontrollgruppe, sie würden sich nach beendeter Therapie weniger attraktiv fühlen.