Schaden Nanopartikel der Darmflora?
Schaden Nanopartikel der Darmflora?
Nanopartikel rücken mit steigender Verwendung auch stärker in den Fokus der Kritik. So werden sie mit einer krebserzeugenden Wirkung in Zusammenhang gebracht. US-Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass sie offensichtlich auch die Darmfunktion beeinflussen.
Nanomaterialien sind chemische Stoffe oder Materialien, deren Strukturgröße in einer Dimension zwischen etwa 1 nm und 100 nm liegt. Bei der Nanotechnologie handelt es sich um eine sich rasant entwickelnde Technologie. Die Zahl der Produkte, in denen synthetische, also künstlich erzeugte Nanopartikel enthalten sind, steigt stetig. Nanopartikel werden derzeit vor allem für Lebensmittel und Produkte der Elektronikbranche, der Pharmazie und Medizin, der Kosmetik, Flächenveredelung und der Chemie eingesetzt. So enthalten zum Beispiel Sonnenschutzmittel und Zahnpflegeprodukte wie Kaugummis Titan- bzw. Zinkoxidpartikel. Schon seit einiger Zeit wird diskutiert, ob die Nanomaterialien ein Risiko für die Umwelt oder die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen.
US-Wissenschaftler der Binghamton University, New York, wollten nun wissen, ob sich winzige Partikel Titandioxid in einer Größe von 30 nm auf die Darmflora und damit womöglich auch auf unser Immunsystem auswirken. Sie gingen der Frage anhand eines In-vitro-Modells des Darmepithels nach, das sie den physiologisch relevanten Dosen an Titandioxid aussetzten. Um die akuten und chronischen Effekte zu prüfen, testeten sie die Exposition sowohl für vier Stunden als auch über fünf Tage lang.
Es zeigte sich, dass die Nanopartikel die physiologischen Darmzellfunktionen tatsächlich bei längerer Anwendung beeinträchtigten. Bei kurzer Einwirkung waren keine Effekte zu beobachten. Wurden die Darmzellen jedoch über einen längeren Zeitraum den Nanopartikeln ausgesetzt, sank ihre Barrierefunktion signifikant, während vermehrt reaktive Sauerstoffverbindungen und proinflammatorische Signale nachweisbar waren. Gleichzeitig sank die Aufnahme von Eisen, Zink und Fettsäuren.
Die Studie finden Sie hier.
Quelle: Ärzte Zeitung online, 20.02.2017