Angst und Reizbarkeit als Vorboten einer Depression bei Jugendlichen
Angst und Reizbarkeit als Vorboten einer Depression bei Jugendlichen
Depressionen eines Elternteils sind ein häufiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression bei deren Kindern. Ein Wissenschaftlerteam untersuchte nun, ob es klinische Vorboten gibt, die die spätere Entwicklung einer Depression im jugendlichen Alter voraussagen lassen. Offensichtlich zählen Angststörungen und Reizbarkeit zu den möglichen Anzeichen.
Die britischen Wissenschaftler von der Universität Cardiff untersuchten in ihrer Längsschnittstudie 337 Familien über vier Jahre lang (April 2007 bis März 2011). Einschlusskriterium war, dass ein biologisches Elternteil (315 Mütter, 22 Väter) mindestens zwei Episoden einer MDD (Major Depressive Disorder) nach DSM-IV aufwies und dass das Kind im Alter zwischen neun und 17 Jahren (197 Mädchen und 140 Jungen) mit dem Index-Elternteil zusammenlebte. Das Durchschnittsalter der Kinder lag zu Studienbeginn bei 12,4 Jahren. Ausgewertet wurden letztlich die Daten von 279 Teilnehmern.
Erste Depression mit 14 Jahren
Primärer Endpunkt der Untersuchung war das erstmalige Auftreten einer klinisch manifesten MDD beim Nachwuchs im Jugendlichenalter. Diese lies sich bei 20 Kindern (sechs Jungen und 14 Mädchen) beobachten, die bei der Diagnose im Durchschnitt 14,4 Jahre alt waren.
Die Diagnose Depression wurde getroffen, wenn mindestens fünf depressive Symptome vorlagen: gedrückte Stimmung, Angst, Reizbarkeit oder Interesselosigkeit sowie zusätzlich eine depressionsbedingte Beeinträchtigung. Die Kinder wurden im Rahmen der Studie dreimal in semistrukturierten Interviews befragt und zwar bei Studienbeginn, im Schnitt nach 16,2 Monaten und das dritte Mal nach weiteren 12,5 Monaten.
Reizbarkeit und Angstzustände als mögliche Hinweise auf das Depressionsrisiko
Es zeigte sich, dass von den klinischen Vorboten, die die Forscher mit dem späteren Auftreten einer MDD in Verbindung sehen, zwei besonders relevant sind: Reizbarkeit und Angst/Ängstlichkeit. Störverhalten noch Stimmungstiefs spielten als Anzeichen für die Entwicklung von Depressionen keine Rolle. Die Forscher konnten darüber hinaus weitere äußere Einflüsse als Risikofaktoren ausmachen. Dazu zählen ein niedriges Einkommen der Eltern, andere belastende Ereignisse im vorausgegangenen Jahr (z.B. Todesfälle), schwere Erkrankungen, Mobbing oder heftige Streitereien zwischen den Eltern. Außerdem spielte der Schweregrad der elterlichen Depression eine wichtige Rolle.
Fazit
Die Forscher ziehen den Schluss, dass eine verstärkte Reizbarkeit oder Ängstlichkeit bei Kindern depressiver Eltern einen Hinweis auf das Gefährdungsrisiko der Kinder geben kann. Dem könne im Rahmen von präventiven Strategien begegnet werden.
Quelle: Ärztezeitung Online.
Die Studie finden Sie hier.