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DIE LINKE und die Homöopathie

Stefan Reis

Nachdem der Parteivorstand der „LINKEN“ sich für Anwender*innen der Homöopathie mit einem Schlag unwählbar gemacht hat, indem er einen vor Absurditäten und Unwahrheiten nur so strotzenden Antrag der Linksjugend aus dem Jahr 2019 offenbar durchgewunken hat, erschien es mir zunächst geboten, auf alle darin aufgeführten Punkte mit wohl erwogenen Argumenten einzugehen. Rasch umfasste das Manuskript über zwei Druckseiten … somit bestand die Gefahr, dass kaum jemand bis zum Ende lesen würde. Also machen wir es kurz:

Nach Ansicht der Partei DIE LINKE soll die Erstattungsfähigkeit für Leistungen zur Homöopathie aufgehoben werden, ebenso wie die Regelungen zu den „besonderen Therapierichtungen“ und die Apothekenpflicht – um einmal die Hauptpunkte zu nennen. Gleichzeitig aber fordert man „eine Verpflichtung zur Aufklärung der Patientinnen und Patienten sowie Kundinnen und Kunden über die fehlende Wirksamkeit von Homöopathika über den Placeboeffekt hinaus vor dem Verkauf oder der Verschreibung homöopathischer Mittel“ sowie „eine regelmäßige stichprobenartige Überprüfung dieser Regelung durch eine unabhängige Behörde sowie eine Geldstrafe bei Verstößen.“

Hahaha.

Hier – demnächst in Ihrem Supermarkt:

Kundin steht etwas unentschlossen vor dem Schokoladenangebot, da schreckt sie eine Stimme auf: „Na, Sie wissen aber schon, dass das nicht gesund ist, oder?“ Die Kundin zuckt zusammen, dreht sich um und blickt den hinter ihr unbemerkt aufgetauchten Mann an. „Wie bitte? Was geht denn Sie das an, was ich mit meiner Gesundheit mache?“ – „Aha, klingt nach ‚Schokolade als Nervennahrung‘!“ – „Na und?“ – „In diesem Fall ist es meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, dass die Wirkung von Schokolade bei psychischen Problemen wissenschaftlich nicht bewiesen ist.“ – „Mir doch egal, bei mir klappts jedenfalls.“ – „Ja, ja, das hören wir immer wieder: ‚Aber mir hat’s geholfen‘. Das hat mit Evidenz rein gar nichts zu tun. Wenn Sie wirklich Hilfe brauchen – und ich habe sehr den Eindruck, dass das so ist – habe ich hier die Adressen einiger Ärzte, die Ihnen wirksame Medikamente verschreiben können.“ – „So so. Und Sie sind von Beruf jetzt gleich nochmal was?“ – „Ich bin Gastroenterologe und der neue Gesundheitsbeauftragte hier im Haus.“ – „Wie bitte??“ – „Das ist jetzt Vorschrift, überall. Wissen Sie, ich hab vor gut 20 Jahren im Notdienst einem Vierjährigen einen Kinderriegel aus dem Darm entfernt. Keine Ahnung, was sich die Mutter dabei gedacht hatte … vielleicht war’s die Form, oder die Farbe. Na, jedenfalls hat mir das gezeigt, dass Schokolade alles andere als eine harmlose Nascherei ist.“ – „Und wegen so einer abstrusen Anekdote lauern Sie jetzt Kundinnen im Supermarkt auf und wollen darüber entscheiden, was gut für sie ist? Das weiß ich für mich wohl selbst am besten!“ – „Immer nur ich, ich, ich – immer dieser Egoismus. Denken Sie doch mal einen Schritt weiter: Wenn Sie versuchen, sich mit wirkungsloser Schokolade selbst zu behandeln und wirksame Therapiemethoden dadurch verzögern, geht das auch zu Lasten Anderer.“ – „Wieso das denn?“ – „Na, stellen Sie sich vor, Ihre Depression führt Sie in den Selbstmord. Jetzt sind Sie ja offenbar nicht vom Fach, also nehmen wir mal an, die Sache geht schief und Sie kommen ins Krankenhaus, benötigen danach eine Reha oder dauerhafte Pflege. Wissen Sie, was das kostet? Und wer das bezahlt? Genau: die Sozialgemeinschaft der Versicherten.“ – „Na hören Sie mal, wollen Sie mir ein schlechtes Gewissen einreden? Oder eine Depression? Ich nehme mir jetzt eine Tafel Schokolade, das werden auch Sie nicht verhindern können, ich kann ja wohl kaufen, was ich will.“ – „Keine Frage, das können Sie. Hier aber noch ein Formular, das Sie unterschreiben und an der Kasse vorlegen müssen.“ – „Wie jetzt … unterschreiben …“ – „Wir müssen uns halt absichern. Sie bestätigen uns hier, dass wir Ihnen dringend vom Kauf der Schokolade abgeraten haben. Damit sind wir aus dem Schneider, falls nachher vielleicht Ihre Hinterbliebenen …“ Kundin verlässt wortlos den Gang und wendet sich den Kosmetika zu. „Na, Sie wissen aber schon …“

 

PS: einen detaillierten Kommentar zum Beschluss der „LINKEN“ hat der Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH) verfasst.

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