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Zu viele Antibiotika in der Themse?

Zu viele Antibiotika in der Themse? Zu viele Antibiotika in der Themse? Pixabay # 590113 © Philipp Reiner
Britische Forscher*innen warnen vor der Verbreitung von resistenten Keimen in der Themse und den daraus resultierenden Gefahren für die Menschen. Nach ihren Berechnungen müssten die Verordnungen von Antibiotika um 80 % gesenkt werden, um das Risiko in den Griff zu bekommen.

Die Risiken von Antibiotikaresistenzen in der Umwelt sind auch in Großbritannien zu einem Thema geworden. Im August warnte die Ärztin Sally Davies, eine bedeutende Beraterin der britischen Regierung in Sachen Gesundheit, vor entsprechenden Gefahren. Antibiotikaresistenzen könnten ihrer Meinung nach zu einem viel größeren Problem für die Menschheit werden als der Klimawandel. Sie könnten weltweit den Tod für 10 Millionen Menschen pro Jahr bedeuten.

Wissenschaftler*innen des Centre for Ecology & Hydrology in Wallingford scheinen die Risiken nun zu bestätigen. Sie untersuchten den Effekt von Antibiotika-Verordnungen auf die Entwicklung von antibiotikaresistenten Bakterien in Flüssen. Dabei stellten sie fest, dass in Dreivierteln des Themse-Einzugsgebiets das Antibiotikaaufkommen so hoch ist, dass sich antibiotikaresistente Bakterien bilden und ausbreiten könnten. Sie gehen davon aus, dass die Menge an Antibiotika, die in die Themse fließt, um ca. 80% gesenkt werden müsse, um diese Entwicklung zu verhindern. Die Forscher*innen hatten die Konzentrationen von Makroliden und Fluorchinolonen im Flusswasser getrennt untersucht. Ihrer Einschätzung nach müssten die Verordnungen von Makroliden um 77 % und die von Fluorchinolonen um 85 % gesenkt werden, um die Entstehung von selektiven Keimen in der Themse-Region zu senken. Beide Antibiotikaarten wurden gewählt, weil sie sich langsamer als z.B. Penicillin zersetzen.

Die Wissenschaftler sehen drei Wege, die Antibiotikabelastung in Gewässern zu reduzieren. Grundsätzlich sollten die (unnötigen) Antibiotika-Verschreibungen reduziert werden. Außerdem müssten mehr präventive Maßnahmen ergriffen werden, um die Notwendigkeit von Antibiotika zu vermeiden (schnellere Diagnosen, bessere Hygiene in Kliniken etc.). Nicht zuletzt müsste in mehr Forschung investiert werden, um neue Techniken zu entwickeln, die die Medikamentenrückstände aus den Abwässern eliminieren.

Die britische Regierung und die Gesundheitsbehörden würden sich bereits um eine Senkung der Antibiotika-Verordnungen bemühen und der Gesamtverbrauch an Antibiotika sei in Großbritannien zwischen 2014 und 2018 um 6,1 % zurückgegangen. Trotzdem liegen die Antibiotikaverordnungen auf der Insel pro Person höher als in einigen anderen europäischen Ländern, wie z.B. in den Niederlanden, wo nur halb so viele Antibiotika pro Kopf verschrieben werden.

Quelle

aerzteblatt.de

Originalpublikation

Andrew C. Singer ,Qiuying Xu,Virginie D. J. Keller: Translating antibiotic prescribing into antibiotic resistance in the environment: A hazard characterisation case study. PLOS ONE. September 4, 2019.
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