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Achtsamkeitstraining: Wie Beschäftigte von einer Morgenroutine profitieren

Achtsamkeitstraining: Wie Beschäftigte von einer Morgenroutine profitieren Achtsamkeitstraining: Wie Beschäftigte von einer Morgenroutine profitieren Fotolia #41644294 ©Olga Lyubkin
Eine kurze Meditation am Morgen kann den gesamten Arbeitstag von Beschäftigten prägen und durch eine Stärkung der Selbstregulation noch am Abend das Wohlbefinden positiv beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende in einer aktuellen Studie.


Konkret wollten die Wissenschaftler*innen wissen, ob sich eine Morgenroutine – wie die Durchführung von Achtsamkeitsübungen – positiv auf den gesamten Tag von Beschäftigten auswirken kann, auch wenn diese zwischen privatem und beruflichem Umfeld wechseln. Dabei nahmen die Forschenden explizit kurze, sogenannte Mikrointerventionen unter die Lupe, da diese für Arbeitnehmende am besten in den Tagesablauf integrierbar sind. Aus früheren Forschungsarbeiten ist die gute Wirksamkeit längerer Achtsamkeitsinterventionen bekannt. Sie haben das Potenzial, das Wohlbefinden von Mitarbeitenden über mehrere Wochen und Monate hinweg zu fördern.

Auch für kürzere Übungseinheiten sind die unmittelbaren Folgen gut belegt, seien es sofortige positive Auswirkungen auf die Gelassenheit und die Schlafqualität oder der Abbau von Stress und Angst. Unklar war bislang jedoch, was über die kurzfristigen Vorteile hinaus bleibt. Deshalb untersuchten die Wissenschaftler*innen, welchen potenziellen Nutzen eine Morgenroutine auch für den Arbeitstag und mit Rückkehr nach Hause bis in den Abend hinein haben kann. Kurz gesagt: ob sich die wissenschaftlich bereits gut belegte positive Wirkung der Achtsamkeitsintervention übertragen lässt. Derartige Übertragungseffekte (auch als spill-over bezeichnet) von Gefühlen, Verhaltensweisen oder Informationen von einem Bereich auf einen unabhängigen anderen sind in der Psychologie und weiteren Fachgebieten ausreichend bekannt. Entsprechend nahmen die Wissenschaftler*innen auch die Mechanismen ins Visier, die hinter der Wirkung der Meditation stecken und zu diesen Übertragungseffekte führen könnten.


Mühelose Konzentration

Sie fanden heraus, dass sich der Zeitaufwand am Morgen lohnen kann: Ihre Ergebnisse bestätigten die meisten ihrer Annahmen und legen nahe, dass eine kurze Meditation am Morgen Beschäftigte im Tagesverlauf bei der bewussten Steuerung von Verhalten, Emotionen und Gedanken unterstützt. Als Folge daraus bringen sie das Wahrnehmen ihrer Arbeitsaufgaben in Einklang mit ihren eigenen Werten und Interessen, sodass sie in ein tiefes „Flow-Erleben“ geraten können. Eine Übereinstimmung externer Ziele mit persönlichen Werten und Interessen fördere das Flow-Erleben. Dieser angenehme Zustand steigert unser Wohlbefinden, das sich sogar mit nach Hause nehmen lässt. Bei den Studienteilnehmenden äußerte sich das in einer wahrgenommenen Vitalität am Abend, die Ausdruck psychologischen und physiologischen Wohlbefindens ist.


Über die Studie

Zur Durchführung der Untersuchung wurden Teilnehmende für eine Tagebuchstudie gesucht. In die Ergebnisauswertung flossen schließlich die Daten von 78 Personen ein. 72 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen, das durchschnittliche Alter betrug 33,7 Jahre. Die Befragten kamen aus unterschiedlichen beruflichen Kontexten, gehen in ihrem Arbeitsalltag also unterschiedlichen Aufgaben nach. Zehn Arbeitstage lang bekamen die Teilnehmenden dreimal täglich einen Fragebogen zugeschickt. In der zweiten Hälfte der Studie, an Tag sechs bis zehn, setzten zudem die Achtsamkeitsübungen ein: Jeden Morgen sollten die Teilnehmenden vor der Arbeit und zu Hause eine zehnminütige, audio-geführte Meditation durchführen. Sie wurden angewiesen, sich bequem hinzusetzen, sich auf den Atem zu fokussieren und Gedanken ohne jegliches Urteil zur Kenntnis zu nehmen. Außerdem wurden die Teilnehmenden motiviert, das Gefühl und ihre Einstellung am Morgen in den folgenden Arbeitstag zu integrieren. Mit den täglichen drei Online-Fragebögen erhielten die Forschenden Erkenntnisse über die für sie interessanten Themen und die Möglichkeit, Zusammenhänge zu untersuchen.


Originalpublikation

Hohnemann, C., Rivkin, W., & Diestel, S. (2024). An energizing microintervention: How mindfulness fosters subjective vitality through regulatory processes and flow experience at work. Journal of Occupational Health Psychology, 29(1), 45–56. https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037/ocp0000369

Quelle: Bergische Universität Wuppertal


Weitere Informationen

Die DAK hat mit zusammen mit dem DVGS eine Informationsbroschüre zum Thema Achtsamkeitstraining in der betrieblichen Gesundheitsförderung herausgegeben: https://dvgs.de/images/2021/DAK_13_Bewegungsbezogene_Achtsamkeit_Factsheet_Finalversion_Web.pdf
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