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Myrrhe kann Verlust der Darmbarrierefunktion wiederherstellen

Myrrhe kann Verlust der Darmbarrierefunktion wiederherstellen Myrrhe kann Verlust der Darmbarrierefunktion wiederherstellen Fotolia #97105389 ©rangizzz
Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom (RDS) und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) werden mit einer beeinträchtigten Darmbarriere assoziiert. Daher sind hier therapeutische Interventionen zur Stabilisierung der hyperpermeablen Darmbarriere von besonderer Relevanz. Eine aktuelle Studie [1] an der Charité Berlin hat jetzt gezeigt, dass die Arzneipflanze Myrrhe hierbei eine wichtige Rolle spielen kann.


Bereits frühere Laboruntersuchungen ergaben, dass Myrrhe eine ähnlich gute darmbarrierestabilisierende Wirkung hat wie der Goldstandard Budesonid [2]. Diese – bislang für keinen anderen Phyto-Wirkstoff – nachgewiesenen Effekte auf die Darmbarriere können bei der Therapie chronischer Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder des Reizdarmsyndroms genutzt werden, erläutern die Studienautor*innen. So kann z. B. eine Pflanzenkombination mit Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle synchron Diarrhoe, Flatulenz und intestinale Spasmen – drei der vier RDS-Leitsymptome gemäß S3-Leitlinie – wirkungsvoll lindern. Neben den Darmbarriere-stabilisierenden Effekten [1-3] kommen hierbei auch die antiinflammatorischen [4-6] und spasmolytischen [4, 7] Effekte zum Tragen.

Gerade bei persistierender Diarrhoe, Flatulenz und Spasmen wird bis dato noch zu selten an eine Stabilisierung der Darmbarriere gedacht. Bei Patienten mit Colitis ulcerosa ist z. B. ein stark erhöhter Wert Interleukin 13 (IL13), einem wesentlichen Zytokin der Inflammationskaskade, zu beobachten, der mit einer erhöhten Rate von Zellapoptosen, einer gesteigerten Permeabilität der Tight-Junctions und einem verzögerten Verschluss von Läsionen im Epithel einhergeht [8]. Daher sei eine Hemmung des IL13 therapeutisch sinnvoll, so die Wissenschaftler*innen.


Myrrhe stabilisiert Tight-Junctions und verringert die Apoptose-Rate

In der nun publizierten in vitro-Studie [1] konnte gezeigt werden, dass Myrrhe den durch IL13 induzierten Verlust der Barrierefunktion wiederherstellen kann. Es hemmt die Proteinexpression des porenbildenden Proteins Claudin-2, verhindert die negative Umverteilung von Tricellulin und wirkt so stabilisierend auf die Tight-Junctions-Struktur. Myrrhe schützt aber nicht nur vor Veränderungen in der Deregulierung der Tight-Junctions, sondern verringert zusätzlich die erhöhte Apoptose unter IL13. Durch die Verringerung der Zellapoptose wird auch der Abheilungsprozess der Mukosa gefördert.

Barriere-pathologisch relevant ist außerdem die beobachtete Wirkung von Myrrhe auf das (gegen Makromoleküle) abdichtende Tight-Junction-Protein Tricellulin: Hier kommt es aufgrund der IL-13-vermittelten Barrierestörung zu einer subzellulären Umverteilung von Tricellulin, wodurch die „Versiegelung“ trizellulärer Tight-Junctions gelockert wird. Die Zellinkubation mit Myrrhe führte dazu, dass diese Umverteilung von Tricellulin verhindert wird – und dadurch der parazelluläre Barriereschutz gegen einen Einstrom von Makromolekülen gewährleistet wird.

Diese Ergebnisse sprechen für den Einsatz der Myrrhe im Rahmen der Therapie von Darmerkrankungen, die mit einer Störung der Darmbarriere und Symptomen wie Durchfall, Blähungen und Krämpfen einhergehen, wie z. B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom oder Zöliakie.


In S3-Leitlinie zum Remissionserhalt bei Colitis ulcerosa empfohlen

Eine Multi-Center Beobachtungsstudie mit 1.062 Patienten in 131 deutschen Arztpraxen hat gezeigt, dass die Pflanzenkombination aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle (Myrrhinil-Intest*) zu einer deutlichen Besserung der Durchfallsymptomatik und des Gesamtbeschwerdebilds bei Reizdarm, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und akuten Durchfällen führte [9]. Darüber hinaus hat eine 12-monatige kontrollierte, randomisierte klinische Studie ergeben, dass das Phytopharmakon im Rahmen einer remissionserhaltenden Therapie bei Colitis ulcerosa eine vergleichbare Wirkung hat wie das Standardtherapeutikum Mesalazin [10]. Bei beiden Therapien zeigte sich kein signifikanter Unterschied bei Krankheitsaktivität, Rückfallquote und Dauer bis zum ersten Rückfall während der Remissionserhaltungs-Therapie. Daher wird der Einsatz der Pflanzenarznei bei Colitis ulcerosa auch in der entsprechenden S3-Leitlinie empfohlen [11]. Dort heißt es: Eine Kombination aus Myrrhe, Kamillenblütenextrakt und Kaffeekohle kann komplementär in der remissionserhaltenden Behandlung eingesetzt werden.


Literatur

  1. Hader H. et al. Myrrh protects against IL-13-induced epithelial barrier breakdown in HT-29/B6 cells. Front Pharmacol. 14: 1301800 (2023)
  2. Weber L. et al. Anti-Inflammatory and Barrier Stabilising Effects of Myrrh, Coffee Charcoal and Chamomile Flower Ex-tract in a Co-Culture Cell Model of the Intestinal Mucosa. Biomolecules 10, 1033 (2020)
  3. Rosenthal R. et al. Myrrh exerts barrier-stabilising and-protective effects in HT-29/B6 and Caco-2 intestinal epithelial cells. Int J Colorectal Dis. 32(5): 623-634 (2017)
  4. Vissiennon C. et al. Mechanisms on spasmolytic and anti-inflammatory effects of a herbal medicinal product consisting of myrrh, chamomile flower, and coffee charcoal. Wien. Med. Wochenschr. 7-8 (2017)
  5. Vissiennon C. et al. Chamomile Flower, Myrrh and Coffee Charcoal, Components of a Traditional Herbal Medicinal Product, Diminish Proinflammatory Activation in Human Macrophages. Planta Med 83(10): 846-854 (2017)
  6. Vissiennon C. et al. Synergistic interactions of chamomile flower, myrrh and coffee charcoal in inhibiting pro-inflamma-tory chemokine release from activated human macrophages. Synergy 4: 13-18 (2017)
  7. Storr M. et al. The Herbal Extracts of Myrrh, Chamomile and Coffee Charcoal Modulate Intestinal Neurotransmission and Motility in Murine Small Intestine. EC Gastroenterology and Digestive System (2017)
  8. Heller F. et al. Interleukin-13 hat bei Colitis ulcerosa eine zentrale Rolle und beeinflusst die intestinale Barriere, Tight-Junctions, Apoptoserate und Wundheilung wesentlich. Z Gastroenterol 42 – VO28 (2004)
  9. Albrecht U. et al. Efficacy and safety of a herbal medicinal product containing myrrh, chamomile and coffee char-coal for the treatment of gastrointestinal disorders: a non-interventional study. BMJ Open Gastro. 1(1) (2014)
  10. Langhorst J. et al. Randomised clinical trial: a herbal preparation of myrrh, chamomile and coffee charcoal com-pared with mesalazine in maintaining remission in ulcerative colitis–a double-blind, double-dummy study. Aliment Phar-macol Ther. 38(5) (2013)
  11. S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa“, 2018, S. 156
 
Quelle Gesundheit adhoc
 
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