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Mozart Klaviersonate hilft bei Epilepsie

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Eine bestimmte Klaviersonate von Mozart kann offenbar epileptische Anfälle positiv beeinflussen. Die für die Epilepsie typischen EEG-Spitzen im Gehirn ebben deutlich ab – doch das funktioniert nur an bestimmten Stellen und mit speziellen Frequenzbereichen der Sonate. Für Homöopathen liegt der Schluss nahe, dass es sich um einen Effekt nach dem Ähnlichkeitsprinzip handelt.


Musik kann heilsame Wirkung z.B. auf Schmerzen und Ängste haben oder u.a. das Immunsystem steigern. Wissenschaftler*innen kennen darüber hinaus einen positiven Effekt auf Epilepsie durch Musik, allerdings nur für eine einzige Mozart-Klaviersonate, die Sonate für zwei Klaviere in D-Dur (KV448). Wenn die betroffenen Patient*innen die Sonate hören, lindern sich ihre Krämpfe. In EEG-Studien und Hirnscans konnte gezeigt werden, dass sich durch die Musik die für den Anfall typischen Hirnstrom-Spitzen verringern – bekannt ist das Phänomen auch als „Mozart-KV448-Effekt“. Kein anderes Musikstück hat dieselbe Wirkung. Die genauen Ursachen für den Effekt sind bisher unbekannt und geben Forscher*innen Rätsel auf.

Deshalb haben nun Wissenschaftler*innen des Dartmouth College in New Hampshire, USA, 16 Patient*innen mit Epilepsie genauer ins Gehirn geschaut. Weil ihre epileptischen Anfälle nicht auf medikamentöse Behandlungen ansprachen, waren den Patient*innen zur genaueren Diagnose Elektroden ins Gehirn eingesetzt worden. So konnten die Forschenden die Gehirnströme und die Hirnaktivität erfassen, während die Testpersonen unterschiedlich lange Passagen aus der Mozartsonate oder anderen Musikstücken hörten.

Die Forscher stellten fest, dass das Lauschen der Mozart-Sonate KV448 die Intensität der sogenannten Epilepsie-typischen „Spikes“ in den Hirnströmen der Patienten deutlich verringerte – im Schnitt um 66,5 %. Auch die mit den Krampfanfällen verbundenen Symptome waren deutlich reduziert. Interessanterweise wirkten sich nur Sonaten-Ausschnitte positiv auf das Anfallsgeschehen aus, die länger als 30 Sekunden anhielten. Waren die Ausschnitte kürzer, hatten sie keinen Effekt. Und auch andere Musikstücke linderten die Anfälle nicht – nicht einmal die Lieblingsstücke der Probanden.

Gamma-Frequenzen als Ursache?

Auf der Suche nach den Ursachen experimentierten die Forscher*innen mit den Gamma-Frequenzen, die als Signal für Wachheit gelten, bei Epilepsiepatienten aber auch mit sich anbahnenden Anfällen korrelieren. Sie filterten bei der Mozart-Sonate die tiefen Frequenzen und vor allem den Gamma-Frequenzbereich um 40 Hertz heraus. In dieser Form hatte die Musik nun keine positiven Auswirkungen auf die epileptischen Anfälle. Um herauszufinden, warum das so ist, analysierten die Wissenschaftler weitere Hirnstromdaten, um den ‚Mozart-Effekt‘ genauer zu lokalisieren. Dabei stellten sie fest, dass die Epilepsie-Signaturen nicht nur am Herd der Anfälle gedämpft wurden, sondern auch auf beiden Seiten des frontalen Cortex, der unter anderem an der Regulation emotionaler Reaktionen beteiligt ist. Ohne Gamma-Frequenzen keine Wirkung. Bedenkt man, dass Gamma-Hirnwellen als Signal für Wachheit gelten, bei Epilepsiepatienten aber auch mit sich anbahnenden Anfällen verknüpft sind, drängt sich das aus der Homöopathie bekannte Ähnlichkeitsprinzip als womöglich zugrunde liegender Wirkmechanismus geradezu auf.

Thetawellen

Beim Hören der Mozartsonate mehrten sich in diesen Hirnarealen langsame Thetawellen, die normalerweise kennzeichnend sind für Tiefenentspannung und Dämmerschlaf. Die Forschenden stellten noch einen besonderen Effekt fest. Der Anfang der Mozartsonate ist aus mehreren kontrastierenden musikalischen Themen mit jeweils eigenen Harmonien aufgebaut. Die Wissenschaftler konnten eine signifikante Assoziation zwischen einer erhöhten frontalen Theta-Aktivität und den Übergängen zwischen diesen musikalischen Abschnitten beobachten.
Möglicherweise ist die spezielle musikalische Struktur der Mozartsonate KV448 entscheidend für ihre epilepsielindernde Wirkung. Sie könnte unbewusste emotionale Reaktionen auslösen, die dann im Frontalhirn die dämpfenden Thetawellen fördern.

Als nächstes wollen die Forschenden untersuchen, ob sie gezielt Musikstücke produzieren können, die die wirksamen Strukturen der Mozartsonate aufweisen, um die Strukturen zu identifizieren, auf deren Basis dann eine gezieltere Musiktherapie entwickelt werden kann.

Originalpublikation

Quon RJ, Casey MA, Camp EJ et al. Musical components important for the Mozart K448 effect in epilepsy. Sci Rep 11, 16490 (2021). https://doi.org/10.1038/s41598-021-95922-7

Quelle: Scinexx
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