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Rezension: Dorit Zimmermann: Kummermittel in der Homöopathie

Rezension: Dorit Zimmermann: Kummermittel in der Homöopathie Rezension: Dorit Zimmermann: Kummermittel in der Homöopathie Fotolia #100401354 © alimyakubov

Dorit Zimmermann hat in ihrem Buch „Kummermittel in der Homöopathie“ 70 Arzneien beschrieben, die einen „deutlichen Bezug zu Kummer und seelischen Schmerzen“ haben. Denn neben den häufig verordneten Kummermitteln Natrium muriaticum, Ignatia, Staphisagria oder Pulsatilla gibt es weniger bekannte homöopathische Arzneien, die bei Beschwerden durch Kummer in Betracht gezogen werden können. Dr. Birgit Weyel hat das Buch für Sie gelesen und besprochen.

Ansporn zu dieser Arbeit war für die Autorin, die Homöopathin und praktizierende Heilpraktikerin ist, die persönliche Erfahrung, dass hinter dem physischen Leid vieler Patienten oft ein tiefer Kummer steckt und „dass dieser die eigentliche Pathologie darstellt“. 

Dorit Zimmermann arbeitet in ihrer Praxis mit der Empfindungsmethode Rajan Sankarans und darauf baut auch ihre Arzneimittelsammlung auf. Dementsprechend unterteilt sie die Arzneien nach ihrer Herkunft aus dem Mineralreich, dem Pflanzenreich, dem Tierreich, sowie dem Reich der Nosoden und Sarkoden. Um gravierende Fehler bei der Verordnung zu vermeiden, sei es unumgänglich, zunächst das Reich festzulegen, aus dem das Heilmittel stammen muss. Allerdings bleibt die Autorin eine Erklärung schuldig, wie der praktizierende Leser, ohne Sankaran studiert zu haben, dies bewerkstelligen kann. Lediglich in den einleitenden Zeilen zu den einzelnen Kapiteln gibt Dorit Zimmermann kurze Hinweise dazu. So laute zum Beispiel die zentrale Empfindung eines Menschen, der ein Heilmittel aus dem Mineralreich braucht: „Das Problem bin ich“. Bei den Pflanzen-Patienten liege das Problem eher in dem, „was von außen auf sie einwirkt“. Und bei Menschen, die ein Heilmittel aus dem Tierreich benötigen, basiere die zentrale Empfindung „auf den für Tiere lebensnotwendigen Mechanismen der Arterhaltung“. Die alles entscheidende Frage sei für sie „er oder ich“. Und auch für Patienten, die eine Nosode als Heilmittel benötigen, gibt die Autorin eine „zentrale Empfindung“ an: „Ich bin krank, bin nicht normal, mein System ist defekt und muss repariert werden.“

Die einzelnen Arzneien sind ausführlich beschrieben, wobei der Schwerpunkt auf den Gemütssymptomen liegt. Die Beschreibungen werden ergänzt durch zahlreiche Zitate aus Werken von Rajan Sankaran, Jan Scholten, Karl-Josef Müller und anderer Autoren. Zur Differenzierung der Mittel sind auch körperliche und Allgemeinsymptome angeführt, allerdings teilweise recht knapp und sehr allgemein. So heißt es zum Beispiel bei Triticum vulgare: „Kaffee führt zu vermehrtem Harndrang.“

Am Ende jeder Beschreibung findet sich ein Kasten mit einer kurzen Aufzählung der prägnantesten Gemütssymptome und dem fettgedruckten Thema des betreffenden Mittels. Beispiel Helleborus niger: „Thema: Kummer durch Hilflosigkeit, Traurigkeit und Verzweiflung“.

Beinahe jedes Mittelbild enthält zudem eine Tabelle mit Rubriken aus dem Radar (Version 10.5.003), in denen das Mittel genannt ist. Auf der rechten Seite der Tabelle sind zum Vergleich andere im Buch genannte Kummermittel aufgeführt, die sich ebenfalls in der  jeweiligen Rubrik finden lassen. Einige Arzneien wie Buddleia davidii, die nicht im Repertorium vertreten sind, hat die Autorin aufgrund von Arzneimittelprüfungen den entsprechenden Rubriken zugeordnet. Bei den Lanthaniden, die von Jan Scholten in die Homöopathie eingeführt wurden und ebenfalls noch nicht Eingang ins Repertorium gefunden haben, verzichtet Zimmermann auf eine Einteilung in Repertoriums-Rubriken. 

Den Abschluss des Buches von Dorit Zimmermann bildet ein tabellarischer Überblick aller genannten Arzneimittel in alphabetischer Reihenfolge. Hier sind die Mittel nochmals kurz mit ihrem lateinischen und deutschen Namen, ihrer Einordnung (Säure, Mineral, Pflanze, Reptil, etc.), ihren zentralen Themen und ihren körperlichen Schwerpunkten vertreten. Außerdem enthält das Werk auch noch ein alphabetisch geordnetes Sachverzeichnis (Register), das auf einzelne Seiten verweist. Hier finden sich unter anderem auch Symptome, allerdings nur mit einem Verweis auf den Textteil, nicht auf die Tabellen mit den Repertoriums-Rubriken. Ein Beispiel: In der Tabelle zu Nitricum acidum wird das Mittel unter Gemüt – Pflicht – zu viel Pflichtgefühl dreiwertig aufgeführt. Schlägt man im Sachverzeichnis unter „Pflichtgefühl“ nach, erhält man jedoch nur Verweise auf Seiten zu Aurum, Aurum muriaticum natronatum und Ignatia. Insofern kann das Sachverzeichnis nicht im Sinne eines Repertoriums genutzt werden.

Für Homöopathen, die häufig mit Kummer belastete Patienten behandeln, ist das Buch von Dorit Zimmermann sicher eine Bereicherung. Allerdings kann es nicht als Nachschlagewerk betrachtet werden. Eine gründliche und wiederholte Lektüre der einzelnen Mittelbeschreibungen ist unerlässlich, um die Arzneien trotz der teilweise sehr ähnlichen „Themen“ voneinander differenzieren zu können. Hilfreich wäre dabei sicher die Kenntnis der Empfindungsmethode Sankarans und seiner Einteilung der homöopathischen Arzneien in unterschiedliche Reiche. 

Bibliografie

Dorit Zimmermann: Kummermittel in der Homöopathie.
70 Arzneien aus der Materia medica
Stuttgart: Haug, 2015 
256 S., 72 Abb., Broschiert, EUR 59,99 
ISBN: 9783830478874

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